Der Skywalk Cumeo besitzt eine Streckung von 5,65 (4,21 projiziert). // Fotos: Lu-Glidz |
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Skywalk Cumeo habe ich in circa zehn Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen in der Eifel, im Westerwald und in Griechenland gewonnen. Geflogen bin ich den Cumeo in der Größe XS (70-95 kg) mit rund 90 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Skywalk zur Verfügung gestellt.
Wie einige andere Gleitschirmfirmen folgt Skywalk mittlerweile der Philosophie, viele der Schirmmodelle jeweils in einer normalen und einer leichteren Variante anzubieten. Die Leichtversion des Chili 4 heißt Cumeo. Seine Gewichtsersparnis von etwas mehr als einem Kilogramm gegenüber dem Chili erreicht der Schirm vor allem durch den Einsatz von leichterem Tuch. Statt 38 Gramm Skytex und Skytex Eazyfly besteht der Cumeo aus 38er- und 32er-Skytex im Obersegel und 27er im Untersegel. Auch die Rippen sind aus leichteren Tüchern geschnitten. So kommt der getestete Cumeo XS auf ein Gewicht von 4,1 kg. Und da wäre auch noch Luft nach unten.
Der Tragegurt des Cumeo ist nicht auf leicht getrimmt. Keine Soft-Links, keine weichen Dyneema-Strippen, kein minimalistischer Bremsgriff, sondern ein herkömmliche stabile und griffige Ausführung. Nur wer unbedingt auf Minimalgewicht seiner Ausrüstung setzt, wird das bemängeln. Ansonsten ist diese Form in der Praxis doch angenehmer zu händeln. Nur die trotz schmaler Gurtbänder unten wieder breit ausgeführte Einhängeschlaufe verwundert etwas. Schließlich sind einige Leichtgurtzeuge, die man gerne mit so einem Schirm kombiniert, mit eher schmalen Karabinern ausgerüstet. Bei manchen Varianten könnte da der Platz schon knapp werden.
Andere Merkmale entsprechen dem typischen Baustil Skywalks. Der Cumeo besitzt eine Shark-Nose an der Front, deren Profil einen deutlichen Zug nach vorne entwickelt. Im hinteren Flügelteil sitzen an den meisten Rippen teils mehr als einen Meter lange C-Wires aus flexiblen Nylondrähten, die das Profil in Turbulenzen und bei leichtem Bremszug besser in Form halten. Packtechnisch braucht man dadurch aber keine Nachteile zu befürchten. Das Material ist weich genug, um alle üblichen Biegeradien schadlos zu überstehen. Natürlich weist der Cumeo auch ein "Markenzeichen" von Skywalk auf: die Jetflaps im Hintersegel, die den Strömungsabriss bei extremem Bremseinsatz verzögern sollen.
Start mit dem Cumeo auf einem Berg in Nord-Griechenland. |
Für die Leistung eines Schirmes in der Luft sind dünnere Leinen zweifellos zuträglich, am Boden machen sie allerdings wenig Spaß – zumal die schon beschriebene "Zahnseide" in der Bremsspinne des Cumeo nicht unbedingt dazu einlädt, es auf einen Zugwettbewerb mit einer Hakenwurzel am Startplatz ankommen zu lassen. Für mich führt diese Erkenntnis zu dem Schluss, dass Skywalk den Cumeo nicht unbedingt als alltagstauglichen Reiseschirms für auch abseitige Hike-and-Fly Abenteuer entwickelt hat. Zielgruppe sind vielmehr leistungsorientierte Streckenflieger, die aus anderen Gründen einer leichten Kappe den Vorzug geben.
Beim eigentlichen Aufziehen bereitet der Cumeo sowohl vorwärts wie rückwärts wenig Probleme. Die Kappe füllt gleichmäßig und steigt schon auf einen kleinen Impuls hin als Block in den Zenith. Sie hat die Neigung, ein klein wenig zu überschießen. Doch wer einen High-B fliegen will und kann, wird das mit korrekter Beinarbeit (zum Schirm laufen) problemlos unterbinden können. Die Bremsen sollte man möglichst wenig einsetzen. Schon bei einer leichten Asymmetrie zeigt der Cumeo die Tendenz, etwas seitlich auszubrechen.
Bei Starkwindstarts ist der Cumeo als Dreileiner etwas anspruchsvoller über die A+C Ebene zu händeln als Schirme, die noch eine D-Ebene besitzen. Die Hinterkante weht dann etwas stärker aus, was die Richtungskontrolle erschwert. Einmal mehr ist wieder Beinarbeit gefragt (das ist eh das A und O eines guten Bodenhandlings!).
Bei Windenstarts verhält sich der Cumeo vorbildlich.
Landen: Keine Auffälligkeiten. Gutes Flare-Verhalten.
Im Außenflügel wird die Hinterkante des Cumeos beim Bremsen gerafft. In Flügelmitte sind die Anlenkpunkte der Bremse wenige Zentimeter nach vorne versetzt. |
Der Steg zwischen Tragegurt und dem Low-Friction-Ring als Bremsführung (keine Rolle) ist kurz. Die Bremsgriffe sind mit Neopren gepolstert, wobei die ovale Form der Grifffläche mir nicht so gut in der Hand lag. Die Griffe werden per Druckknopf am Tragegurt arretiert.
Von den Zugkräften an der Bremse her fällt der Cumeo in die Kategorie leicht bis mittel, was im Flugalltag ein kraftsparendes Steuern ermöglicht. Zumal die nötigen Zugwege sich in der Regel auf die ersten 30 Zentimeter beschränken. Damit lässt sich der Cumeo schon deutlich agiler steuern als zum Beispiel ein Advance Xi, wenn auch nicht ganz so direkt wie ein BGD Punk.
Der Cumeo über der griechischen Stadt Drama. |
Etwas überraschend sind manche anderen Signale, die die Kappe auch aussenden kann. Die Ohren rascheln und schnalzen am Thermikrand gelegentlich, ohne das zuvor über die Bremse anzukündigen. Man gewöhnt sich daran.
Bis zum Schluss meiner Testflüge hat mich eine weitere Form des Feedbacks immer wieder überrascht: Bei Turbulenzen, die kurz von hinten schieben, wird die Hinterkante auf eigenartige Weise schwammig, raschelt und schüttelt sich von der Mitte des Schirmes her. Vielleicht hängt das mit den leicht nach vorne versetzten Ansatzpunkten der Bremse zusammen, die mit dafür sorgen, dass die Spannung an der Hinterkante ungewohnt niedrig ist? Jedenfalls war mir dieses Verhalten und das damit verbundene Gefühl der kurzen Kontaktlosigkeit bei anderen Schirmen so noch nicht begegnet. Im Endeffekt blieb es aber immer folgenlos – bis auf dass es mich als Piloten in Hab-Acht-Stellung versetzte.
Kurvenflug: Der Cumeo hat ein angenehmes Kurvenregime. Er spricht gut auf Gewichtsverlagerung an und lässt sich mit den verschiedensten Techniken gut pilotieren: Über die Innenbremse, über die Außenbremse, Gewicht nach außen für besonders flache Kurven etc. Dabei gehört der Schirm in puncto Agilität zur Spitzengruppe seiner Klasse. Für normale Kreise ist wenig Bremse nötig. Bei Bedarf lassen sich die Kurven leicht enger ziehen. Selten einmal, dass sich der Schirm dagegen sperrt. Beim engen Kurbeln vor dem Hang ist das sehr vertrauenserweckend.
Anpassen muss man sich nur ein wenig beim Einsatz der Außenbremse. Es gibt eine bestimmte Schräglage beim flachen Kreisen, in der ein geringer Bremseinsatz (außen) der Kappe den Impuls vermittelt, aus der Kurve rauszuschieben. Beim Kurbeln in der Thermik stört das gelegentlich. Abhilfe kann sein: In ruhigen Bedingungen mit offener Außenbremse zu fliegen, und in turbulenteren Bärten lieber beide Bremsen einen Ticken tiefer zu setzen. Dann bleibt der Cumeo brav auf seiner Kurvenbahn.
Der Cumeo besitzt eine echte Shark-Nose. Die gekreuzten Stäbchen sind weich und packfreundlich. |
Der Cumeo zieht teilweise so deutlich in die Bärte hinein, dass er die aufgenommene Geschwindigkeit erst einmal in zusätzlichen Höhe umsetzt, dabei zurücknickt und den Pilot mit Gurtzeug vorpendeln lässt. Damit verzögert sich zum einen die Möglichkeit, effektiv einzudrehen, weil man abwarten muss, dass der Schirm wieder nach vorne kommt. Zum anderen gaukelt einem dieser Charakter mit einem aufjaulenden Vario (Windruck plus Steigen plus Pendelenergie) des öfteren eine Stärke der Thermik vor, die sich beim weiteren Kreisen nicht so manifestiert.
Wenn man seine Steuertechnik etwas anpasst, kann man aber gut mit diesem Thermikbiss des Cumeo zurecht kommen und das Zurücknicken fast völlig ausbügeln. Mir ist das auf folgende Weise gelungen: Sobald man den Vorwärtszug des Schirmes in eine Thermik spürt, nimmt man ihn ordentlich an die Zügel, lässt ihn nicht gar so viel Fahrt aufnehmen, gibt dann aber in dem Moment, wenn die Kappe zurücknicken will, die Bremsen wieder frei. Mit solcher "Feinsteuerung" macht der Cumeo kein nervöses Thermikmännchen mehr, sondern lässt sich von Anfang an gesittet und effizient im Bart eindrehen.
Sehr gut hat mir der Cumeo dann auch in schwachen Bärten gefallen. Hier zieht die Kappe immer noch sanft zum Steigen hin, was gerade beim Verfolgen von Steiglinien in wabernden Flachlandthermiken hilfreich ist. Etwas Vorsicht muss man dann beim Einsatz der Außenbremse walten lassen, um sich nicht ungewollt aus dem Bart driften zu lassen (vgl. Kurvenflug).
Große, kugelgelagerte Rollen ermöglichen einen kraftsparenden Einsatz des Beschleunigers. |
Der Tragegurt des Cumeo besitzt keine eigenen C-Handles für die Pitchkontrolle im Speed. Im Handbuch wird von dieser Steuervariante beim Beschleunigen auch abgeraten. Das hat seinen Grund. Durch die Konstruktion als reiner Dreileiner könnte es beim Cumeo, trotz der C-Wires, schneller mal passieren, dass man das Profil zu stark verformt. Dann büßt man Leistung ein, oder die Strömung könnte gar abreißen. Durch den leichtgängigen Beschleuniger ist freilich die Pitchkontrolle per Fußarbeit eine gute Option.
Feine Richtungssteuerung oder gar das Thermikkreisen in schwachen und breiten Bärten funktioniert beim Cumeo übrigens sehr gut, indem man jeweils nur die äußerste C-Leine einer Seite mit einem Finger greift und leicht zu sich heranzieht.
Die Ohren des Cumeo schlagen gelegentlich, aber noch im erträglichen Maß. |
Die "normalen" Ohren öffnen leicht verzögert, aber selbständig. Ein kurzer Bremsimpuls kann das unterstützen.
Steilspirale: Der Cumeo lässt sich recht flott in die Spirale ziehen. Dort bleibt er gut kontrollierbar. Die Sinkgeschwindigkeit lässt sich fein einstellen. Die Ausleitung gelingt problemlos, erst Recht wenn man die Außenbremse etwas unterstützend mit dazu nimmt. Ansonsten setzt das Aufrichten etwas verzögert ein.
Nicken: Der Cumeo besitzt eine moderate Nickdämpfung, die noch genug Spielraum lässt, um aus dem leichten Schießen ausreichend Schwung für dynamische Steuermanöver zu holen. (Vom Leinensatz her ist der Cumeo aber eher nicht auf Freestyle ausgelegt).
Innenpacksack mit Kompressions-Reißverschluss. |
Durch die seitlichen Belüftungsnetze im unkomrimierten Zustand taugt dieser Innenpacksack auch für eine längere, luftige Lagerung.
Feines Detail: Schutzschlauch für die Bremsleine, damit der Wirbel sie nicht aufribbeln kann. |
Die Stabilo-Leine würde ich mir, zumindest für den unteren Meter, in einer eindeutig abgesetzten Farbe wünschen (nicht nur mit einem kurzen, farbigen Mantel am Leinenloop).
Die Dreckauslässe am Stabilo könnten größer sein. Zudem wäre eine Tuchstulpe sinnvoll, die sich über den Klettverschluss herausziehen lässt, um diesen bei Bedarf geöffnet zu halten.
An anderer Stelle punktet Skywalk wiederum mit guten Detaillösungen. Zum Beispiel ist an den Wirbeln der Bremsgriffe um die Bremsleine ein kurzer Schlauch gezogen, damit sich die Leine nicht aufscheuern kann. Der Reißverschluss des Innenpacksackes besitzt am Reiter einen Klemmschutz. Und der mitgelieferte Kompressionsgurt, um den Schirm nach dem Packen zusammenzuhalten, ist mit gelochtem Neopren gepolstert, mit Gleitschirmtuch umhüllt und an den Seiten eingefasst, damit da nichts am dünnen Segeltuch scheuern kann. Das ist schon Haute Couture.
Fazit: Der Cumeo ist ein leistungsstarker, auf XC-Flüge ausgerichteter High-B, analog zu seinem etwas schwereren Bruder Chili 4. Trotz der Gewichtseinsparung von rund einem Kilogramm ist der Cumeo allerdings nicht unbedingt als Reiseschirm zu sehen, zumindest wenn man auch an etwas raueren Startplätzen in die Luft gehen will. Dafür ist der Leinensatz zu filigran und empfindlich ausgeführt. In der Luft macht der Flügel mit seiner Agilität und Dynamik viel Spaß. Er erfordert jedoch schon einen etwas erfahreneren, aktiv fliegenden Piloten, der den starken Thermikbiss zu zügeln und zu seinen Gunsten einzusetzen weiß. Dank seiner herausragenden Qualitäten als "Thermikschnüffler" halte ich den Cumeo auch im Flachland für eine gute Wahl.
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10 Kommentare
Hallo Lucian. Danke für das tolle Review. Wie würdest Du den Mentor 5 Light gegenüber dem Cumeo bezüglich Overallleistung und Händling und Pilotenanspruch einordnen, in der Thermik inkl gegen den Wind und beschleunigtem Fliegen?
AntwortenLöschenGruss Lorenz
Danke, für deine Eindrücke.
AntwortenLöschenIch nenne ihn ja auch mein TSS=Thermik Schnüffle Schweinchen. Macht viel Spaß damit die Thermik zu suchen und vor allem zu finden.
Meine Feedback zu dem Cumeo, den ich ja fliege habe ich hier in einem Video zusammengefasst.
https://www.youtube.com/watch?v=F_SPs3F_4ko
Hallo Lucian,
AntwortenLöschenich habe vor allem mit der Qualität der Leinen ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Innerhalb der ersten 15 Flüge musste ich dreimal gerissene Leinen tauschen. Beispiel: ich hatte einen leichten Verhänger, beim Versuch diese durch " Pumpen " zu lösen sind zwei Leinen gerissen. Wenn unter dem Leistungsdruck die Qualität bzw. Sicherheit leidet sollte vllt über den Sinn dieses Trends nachgedacht werden. Ich kenn ähnliche Beispiele beim Chilli 4.
Gruss Robert
Deshalb habe ich auch meinen Masala 3 verkauft, denn ich habe auch bei einem Freipumpen von verhängten Steuerleinen diese zerrissen. Für einen A-Schirm sind/waren die Zahnseidenleinen wirklich eine Katastrophe,
AntwortenLöschenHallo Lucian,
AntwortenLöschendanke für den Test. Bei so vielen Vergleichen zum Xi, wann dürfen wir uns auf ein Testbericht über diesen Schirm freuen?
Gruß
Dennis
@Dennis: darauf freuen darfst du dich schon jetzt. Xi Test wird demnächst erscheinen. Allerdings schreiben sich solche ausführlichen Tests nicht mal eben so. Genaues Datum kann ich nicht nennen.
AntwortenLöschenHey Lucian, welchen Schirm fliegst du eigentlich abseits deiner Tests? Hast du ein Favorit oder gar Marke? Wenn ja, was ist das entscheidende für dich, dieser treu zu bleiben?
AntwortenLöschenLG Michel
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenSorry, leider musste ich den durchaus interessanten, vorigen Kommentar löschen, da er anonym geäußerte Kritik enthielt. Wenn ihr schon etwas kritisieren wollt, dann steht doch bitte mit eurem Namen dazu. Dann kann das hier auch stehen bleiben.
AntwortenLöschenOut of all the reviews i have read an researched on this canopy you nailed it on the head. Test flew the CUMEO XS @ 90kg yesterday in quite rough thermic air. In all the canopy handled well in the conditions but a lot of flutter in the wing tips. The canopy definitely lets you know where it wants to fly when it picks up some rising air an gives you a lot of information. Performance wise its outstanding an seemed to rise with ease and real good glide on bar. Down points is definitely the rear / brake lines very fragile material an would snag on a lot of stuff where i fly, also not a fan of the risers. Would be nice with some stiffer risers not so flimsy. overall its a XC beast.
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