Gin experimentiert bei Prototypen des Boomerang 12 mit buckelig ausgestülpten Flügelvorderkanten, die an die Flossen von Buckelwalen erinnern.
Die Natur hat der Technik schon häufig als Vorbild gedient, zumal die Evolution in der Regel sehr effiziente Lösungen liefert. Möglicherweise werden manche Gleitschirme der Zukunft ein besonderes Feature aufweisen, das von Buckelwalen inspiriert ist.
Diese Wale besitzen an der Vorderkante ihrer Brustflossen auffällige Ausstülpungen, sogenannte Tuberkel. Und die gibt es, etwas abgewandelt, derzeit auch an Prototypen des CCC-Schirms Boomerang 12 des koreanischen Herstellers Gin. Kürzlich war ein solcher Schirm bei der Schweizermeisterschaft in Fiesch zu sehen, wo Michael Sigel damit flog (wenn auch sportlich etwas weniger erfolgreich als vielleicht erhofft).
Bei Aerodynamikern genießen die Tuberkel der Buckelwalflossen seit einigen Jahren eine hohe Aufmerksamkeit. Simulationen der Strömungsverhältnisse um die Flossen zeigen, dass diese Ausstülpungen an der Front sich in mehrerer Hinsicht vorteilhaft auf die Umströmung der flügelartigen Flossen auswirken.
hier nachlesen).Ob sich all das in vorteilhafter Weise auch auf Gleitschirme übertragen lässt? Hier steht der eindeutige Beweis noch aus. Torsten Siegel, Konstrukteur bei Gin, verrät bislang nur so viel: "Wir arbeiten mit einer koreanischen Universität an diversen Prototypen und untersuchen die Einsatzmöglichkeiten. Michael Sigel hat für uns den letzten Entwurf bei der Schweizermeisterschaft getestet, damit wir mit dem Feedback und der Standortbestimmung weiter arbeiten können."
Ein Prototyp des Tripleseven King von 2012 hatte schmal angesetzte Außenflügel. // Quelle: Tripleseven |
Allerdings fiel diese Entwicklung in eine Zeit, in der nach dem offiziellen Ende der sogenannten Offenen Klasse sehr um die Zulassungsregeln für Wettbewerbsschirme gerungen wurde. Dazu gehörte auch die Begrenzung der Flügelstreckung. Die schmaleren (gestreckteren) Außenflügel des King sahen Konkurrenten von Tripleseven als den Versuch, die Streckungsbegrenzung auszuhebeln. Sie sorgten dann dafür, dass in den Regeln ungestufte Flügelformen vorgeschrieben wurden. Das Wal-Design landete zwangsläufig in der Schublade.
Ob nach aktuellen CCC-Regeln das Tuberkel-Design von Gin überhaupt zulässig wäre, müsste noch geklärt werden. Ein möglicher Streit darüber dürfte allerdings erst entfachen, sollten die Experimente mit den Prototypen tatsächlich spürbare Vorteile aufzeigen.
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2 Kommentare
Interessante Sache und Kompliment an GIN, auch ausserhalb der üblichen Parameter zu experimentieren. Sehr cool.
AntwortenLöschenIm Windsurfbereich wurde mit Finnen mit ähnlichem Design schon vor längerem experimentiert. Dort hat man festgestellt, dass die Strömung mit dem Buckeldesign viel später abreisst. Denn Strömungsabriss bei der Finne nennen wir "Spinout". Ausserdem wird der Finne auch nachgesagt, dass sie mehr Höhe laufen kann -> härter am Wind aufkreuzen kann.
Hersteller der erwähnten Finne: https://www.chocofins.com/range/flowing/
Die Nachteile sind, dass der Endspeed den herkömmlichen Finnen hinterherhinkt. Daher hat sich das Konzept beim Windsurfen bis dato auch nicht durchgesetzt.
Sollten sich die Eigenschaften und Erkenntnisse von diesen Finnen auf den Gleitschirm übertragen lassen, würde ich das Konzept eher bei Einsteigerschirmen sehen, damit die Strömung später abreisst - weniger bei den CCC Kisten wo es um Endspeed geht.
Hoffentlich macht GIN hier mutig weiter in der Entwicklung!
Markus Egli, Mollis
Das gleiche wurde auch bereits bei den Rotoren der Windkraftanlagen getestet. Hier war der Unterschied zu herkömmlichen Blättern eher gering.
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