Finsterwalder Charly hat seine Serie von Heizhandschuhen überarbeitet. Die Akku-Kapazität wurde verdoppelt und kleinere Details verbessert. 

Der Charly Polarheat Light bietet mit einem doppelten
Akkusatz bis zu 3,5 Stunden Heizdauer auf maximaler 
Stufe. // Quelle: Finsterwalder-Charly
Anfang 2018 hatte ich bereits einmal einen ausführlichen Test zu Charly Heizhandschuhen auf Lu-Glidz veröffentlicht. Damals nahm ich gleich drei Modelle (Polarheat, Li-Ion Light und den Unterzieh-Handschuh Fire) unter die Lupe. Mittlerweile hat Finsterwalder Charly die Modelle etwas überarbeitet und mir erneut ein Paar für einen Test zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um die Variante Polarheat Light, eine Weiterentwicklung des Li-Ion Light. Im Folgenden meine Erfahrungen damit.

Im schon genannten Test von 2018 habe ich bereits einiges an Hintergrund zu Heizhandschuhen geschrieben. Das will ich hier nicht noch einmal wiederholen. Wer sich stärker für das Thema interessiert, dem empfehle ich auch die Lektüre jenes Posts.

Zu den Stärken der Heizhandschuhe von Charly zählt ein elektrisches System, das mit 7,4 Volt arbeitet. Damit können bei voller Leistung angenehm hohe Temperaturen über 50°C am integrierten Heizdraht erreicht werden. Das ist wärmer als bei Systemen wie z.B. von Zanier, die mit 3,6 Volt arbeiten. Allerdings spielt für das Wärmeempfinden im Flugalltag letztendlich auch die Positionierung der Heizdrähte an den Fingern und die Effektivität der Isolierung des Handschuhs eine wichtige Rolle. 

Allzu viel Wärme kann, so seltsam es klingt, sogar kontraproduktiv sein. Das gilt, wenn die Hitze eine lokale Schweißproduktion an den Fingern auslöst. Diese Feuchtigkeit kann u.U. im kühleren Teil der Handschuhe schon wieder kondensieren und dann lokale, feuchte Kältebrücken bilden. Die Zusammenhänge, ob ein Heizhandschuh wirklich gut funktioniert, sind also etwas komplexer, als man auf den ersten Blick vielleicht meinen sollte. Grundsätzlich kann man aber gelten lassen: Je dünner und atmungsaktiver ein Handschuh gebaut ist, desto mehr wird man von einem Heizsystem mit höherer Wärmeleistung profitieren.

Höhere Voltzahlen haben in der Regel eine Kehrseite: kürzere Laufzeiten. Der Energiegehalt der Akkus wird einfach schneller aufgebraucht. Die 2018 von mir getesteten Charly-Modelle kamen auf höchster Stufe nur auf eine Heizdauer von etwas unter zwei Stunden. Für längere Flüge im Winter oder Frühjahr wäre das zuweilen knapp bemessen. Dieses Manko hat Finsterwalder in der Neuauflage behoben oder zumindest reduziert. In den Stulpen der Handschuhe gibt es nun zwei Akkutaschen für einen doppelten Akkusatz. Die von Finsterwalder auf seiner Website angegebenen Heizdauer von 3,5 Stunden auf höchster Stufe konnte ich im Test bestätigen.

Die Akkutaschen sind auf Vorder- und Rückseite der Stulpe unterhalb des Handgelenks angeordnet. Die flachen Li-Ionen-Akkuspacks stören dort nicht weiter.  

Die Heizung kann über einen Druckschalter in drei Stufen geschaltet werden. Die Stufen werden über farbige LED angezeigt: rot = hoch, blau = mittel und grün = niedrig. Lobenswert ist die im Druckschalter integrierte Ladestandsanzeige, die bei einigen Modellen anderer Hersteller fehlt. Vier LED geben an, ob die Akkus noch 4/4, 3/4, 1/2 oder 1/4 geladen sind. Das erlaubt eine ungefähre Abschätzung der verbleibenden Heizdauer.


Gutes Griffgefühl

Das 2018 getestete Modell Li-Ion Light hatte ich von Passform und Griffgefühl her als sehr angenehm zu tragenden Handschuh beschrieben, der auch ganz ohne Heizung gut als Fliegerhandschuh taugen würde. Allerdings war die Isolierung relativ dünn, weshalb ich ihn, auch mit Heizung, nicht für längere Flüge bei Temperaturen unter 5°C empfahl. 

Der neue Polarheat Light vermittelt mit seiner feinen Ziegenleder-Innenhand und der Softshell-Außenhand das gleiche gute Griffgefühl. In puncto Isolation macht er aber eine bessere Figur. Entscheidende Stellen wurden etwas aufgefüttert, darunter der Bereich des Gummizugs am Handgelenk. Die dort störende Kältebrücke, die ich 2018 noch moniert hatte, ist mir jetzt nicht mehr aufgefallen. Dazu trägt auch bei, dass die Stulpe am unteren Ende mit einem verstellbaren Gummizug enger gezurrt werden kann, was den kalten Fahrtwind besser aussperrt.

Positiv ist beim neuen Modell auch ein insgesamt etwas wärmeres Innenfutter aus Micro-Fleece anzumerken. Bei Temperaturen um 0°C erscheint mir damit die Isolierung des Handschuhs mit eingeschalteter Heizung noch als ausreichend. Für tiefere Temperaturen wäre aber doch der Griff zum stärker isolierten Modell Charly Polarheat (ohne "Light") anzuraten. 

Es gibt aber auch eine interessante Alternative: Der hier getestete Polarheat Light ist noch dünn genug, um damit an besonders kalten Tagen oder in großer Höhe noch in winddichte Überzieh-Fäustlinge zu schlüpfen. Da diese die Finger zusätzlich vom Fahrtwind isolieren, ließe sich dann auch die Heizstufe reduzieren, was wiederum die Einsatzdauer verlängern würde. In dieser Kombination wäre der Polarheat Light ein Allround-Handschuh mit besonders breitem Einsatzspektrum.

Ein bisschen Kritik bzw. Verbesserungsvorschläge habe ich dennoch. Die Position der Heizdrähte im Handschuh ist suboptimal (wobei die im folgenden beschriebenen Punkte ganz ähnlich auch auf viele Heizhandschuhe anderer Hersteller zutreffen). Die Drähte verlaufen überall entlang der Außenseite der Finger. Das führt dazu, dass zwischen den Kontaktflächen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger besonders viel Wärme übertragen wird, während die außen liegenden Partien von Zeigefinger und kleinem Finger, die stärker dem Wind und der Kälte exponiert sind, im Verhältnis etwas kühler bleiben. Dieses ungleiche Temperaturempfinden erschwert die Wahl der Heizstufe. Wie oben geschrieben kann eine zu große Heizleistung durch Schwitzwasserbildung auch kontraproduktiv sein.

Am wenigsten gut gelöst empfand ich die Heizdrahtverlegung allerdings am Daumen. Die Daumenpartie des Handschuhs ist an der Basis relativ breit geschnitten. Da der Heizdraht der Handschuhkontur folgt, bleibt er dort zum Daumen in einer größeren Distanz als bei den weiteren Fingern. Anders gesagt: Der Daumen bekommt am wenigsten Wärme ab und kühlt am schnellsten aus. Hier hätte ich mir als Ausgleich zumindest ein etwas dickeres Futter für den Daumen gewünscht.

Insgesamt würde ich dem Charly Polarheat Light in puncto Funktionalität als beheizbarer Fliegerhandschuh dennoch eine gute Note geben. Gerade die Kombination eines immer noch recht dünnen, griffigen Handschuhs, dessen Temperatur-Einsatzbereich mit der Heizung und u.U. einem ergänzenden Überzieh-Fäustling bis deutlich in die Minusgrade erweitert werden kann, machen ihn als echten Allrounder für ein sehr breites Temperaturspektrum interessant. Der Preis des Polarheat Light liegt bei 198,- Euro.


Ergänzung: Dass ich hier einem einzelnen Handschuh einen so ausführlichen Test widme, liegt auch daran, dass ich an diesem Beispiel einige der technischen Details und Problempunkte aufzeigen kann, die bei Heizhandschuhen generell zu beachten sind. Passform, Isolierung, Schnitt, Position der Heizdrähte, elektrische Spannung, gewählte Heizstufe etc., all das hat einen Einfluss. Und nur wenn die vielen Details gut zusammen und die Handschuhe auch in der Größe gut zur eigenen Hand passen, wird man damit seine Flüge in kalten Zeiten vielleicht verlängern und auch mehr genießen können.


Nachtrag vom 5.1.21: Ein wichtiger Hinweis zur Ausstattung des Polar Heat Light. Wie ich erst jetzt erfahren habe, ist im Standard-Lieferumfang nur jeweils ein Akkusatz pro Handschuh enthalten. Um wirklich mit einem doppelten Akkusatz pro Handschuh in die Luft zu gehen, muss man die dafür nötigen Zusatzakkus extra kaufen/ordern. Das schlägt noch einmal mit knapp 80 Euro zu Buche. Bei den Testern, die mir von Finsterwalder zur Verfügung gestellt wurden, war der doppelte Akkusatz schon dabei.