Das Küstensoaring verlangt besondere Flugtechniken und vor allem eine genaue Einschätzung der Windverhältnisse. Das Buch "Küstenflieger" erklärt die wichtigsten Grundlagen. 

Schon das Titelbild macht Lust aufs
Küstenfliegen. // Quelle: BoD

Das Soaring an Steilküsten und Dünen ist eine besondere Spielart der Gleitschirmfliegerei. Der Wind an der Küste strömt häufig sehr gleichmäßig, weshalb dort auch bei etwas höheren Windgeschwindigkeiten als im Gebirge noch sicher geflogen werden kann – wenn man die Besonderheiten und die trotzdem vorhandenen Risiken kennt und einzuschätzen weiß.

Ralf Piotrowiak aus Bad Oeynhausen ist ein leidenschaftlicher Küstenflieger. Über viele Jahre hinweg hat er nicht nur einen großen Erfahrungsschatz aufgebaut, sondern sich auch tiefer in einige theoretische Grundlagen eingearbeitet. Zum Beispiel wenn es um die Frage geht: Wo liegt das optimale Windfenster fürs Küstenfliegen, welche Windstärken sollte man am Strand direkt am Wasser bzw. oben in der Kompression an der Hangkante mindestens messen, und wo liegt das noch sicher befliegbare Maximum? Wie ändern sich die Rechengrundlagen bei Seitenwind, unterschiedlicher Schirmbelastung, bei steileren oder flacheren Küstenabschnitten etc.?

Dieses Wissen hat er nun in Buchform veröffentlicht – mit dem schlichten Titel: "Küstenflieger". Darin erklärt er recht systematisch die wichtigsten Faktoren und Techniken, die man fürs Küstensoaring kennen sollte. Neben der zentralen Einschätzung des Windfensters und bestimmter Strömungsphänomene (Luvstau, Rotoren etc.) stellt er auch die wichtigsten Start- und Landetechniken im Starkwind vor, gibt Tipps fürs Schirmpacken bei viel Wind und beschreibt einige Soaringgebiete, die sich besonders gut fürs Erlernen der Grundlagen des Küstenfliegens eignen.

Das Buch dürfte vor allem für solche Piloten interessant sein, die noch keine oder nur wenig Erfahrung mit der Küstenfliegerei haben. Ralfs in der Praxis erprobten Tipps und Daumenregeln können ihnen wichtige Anhaltspunkte und Hilfen liefern. Aber auch Piloten, die ihre Küstenfliegerei bisher eher "aus dem Bauch heraus" betreiben, werden bei manchen Erklärungen der Theorie dahinter sicher noch den einen oder anderen Aha-Moment haben.

Was in dem Buch nur ganz am Rande vorkommt ist das Thema Mini-Wings. Die bei Vielfliegern an den Küsten beliebten kleineren und schnelleren Schirme verlangen bzw. ermöglichen zum Teil etwas andere Start- und Steuertechniken (u.a. durch den Einsatz von Trimmern). Diese werden von Ralf genauso wenig beschrieben wie spezielle Flugtaktiken beim Streckenfliegen an Küsten – wenn es z.B. um die Frage geht, wie man größere Kessel oder auch Einschnitte in den Dünen am besten überwinden kann, ohne dabei zwangsläufig am Boden zu stehen. Aber das ist dann auch schon "Küstenfliegen für Fortgeschrittene".

Das Buch "Küstenflieger" von Ralf Piotrowiak ist als Taschenbuch im Verlag Book on Demand  (BoD) erschienen. Es kann online zum Preis von 18 Euro inkl. Versand bestellt werden.
ISBN 9783754305935


Hinweis: Bei BoD ist schon seit 2009 ein weiteres Buch zum gleichen Thema erhältlich. "Soaring - Fliegen im Hangaufwind" von Frank Germann. Es greift weitgehend die gleichen Themenbereiche auf, ist etwas umfangreicher bebildert, bleibt dafür aber im Text etwas knapper und weist bei der Beschreibung der theoretischen Grundlagen etwas weniger Tiefgang auf. Wenn ich mich im direkten Vergleich für eines der beiden Bücher entscheiden müsste, würde ich "Küstenflieger" bevorzugen.