Das rundum verkleidete Submarine-Gurtzeug von Ozone bringt im Wettbewerb sichtbar Vorteile. In Zukunft sind noch mehr solcher Lösungen zu erwarten. Vielleicht sogar als Nachrüst-Kit? 

Philippe Broers voll verkleideter Prototyp
mit der Anmutung einer Mandarine.
// Quelle: P. Broers, Facebook

[Korrekturhinweis: Dieser Text wurde am 29.11. leicht geändert, s. Kommentare.]

Auf der Suche nach dem letzten Quäntchen Leistung beim Wettbewerbsfliegen rücken neuerdings weniger die Schirme, als vielmehr die Gurtzeuge in den Fokus. Durch eine aerodymamisch besonders optimierte Vollverkleidung lassen sich der Pilotenwiderstand und störende Oszillationen im Schnellflug weiter reduzieren, was letztendlich Vorteile im Form einer besseren Gleitzahl des Gesamtsystems bringt. 

Besonders eindrücklich wurde das kürzlich bei der Gleitschirm-WM im argentinischen Tucumán. Dort standen am Ende drei Piloten des Werksteams von Ozone auf dem Treppchen (s. Russel Ogden gewinnt WM 2021). Sie alle waren mit dem neuen Submarine-Gurtzeug von Ozone unterwegs. Beobachtungen anderer Teilnehmer ist zu entnehmen, dass diese Gurtzeuge einen nicht zu vernachlässigenden Teil zum Erfolg beigetragen haben.

Damit wachsen freilich auch Begehrlichkeiten. Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren bei den Top-Level-Wettbewerben immer mehr Teilnehmer aerodynamische Gurtzeug-Zigarren fliegen werden. Wobei dann vermutlich nicht allein das Submarine von Ozone als Einheitslösung zu sehen sein wird.

Tatsächlich haben auch schon anderswo die Entwicklungsarbeiten begonnen, darunter auch Eigenbaulösungen von Piloten. 

Die Belgier Philippe Broers und Dan Meunier beispielsweise fliegen auf Teneriffa bereits mit einem weit gediehenen Protoypen umher, den man von Form und Farbe her nicht Submarine, sondern "Mandarine" nennen könnte. Auch hier geht es darum, ein Gurtzeug mit einer staudruck-gefüllten, strömungsgünstigen Außenhülle zu schaffen. Dazu gehört eine torpedoartige Front und ein hoher und langer Heckbürzel.

Russel Ogden wurde im 
Ozone Submarine Weltmeister.
// Quelle: Ozone, V. Ovcharov
Interessanterweise hat diese Lösung bereits eine lange Vorgeschichte. Vor etwas mehr als 20 Jahren entwickelte der deutsche Konstrukteur Christian Pfeil von CP Products die sogenannte CP Bullet. Das war eine per Staudruck aufgeblasene Beinverkleidung, die als Anbauteil für Gurtzeuge gedacht war und die Aerodynamik des Piloten verbessern sollte, sich aber nicht durchsetzte. Philippe Broers war damals einige Wettbewerbe mit einem Gurtzeug mit Bullet geflogen. 

Nach dem Auftauchen der Submarine-Gurtzeuge war für Philippe nun klar: Offenbar ist jetzt die Zeit reif für eine moderne Variante der Bullet-Idee. Gemeinsam mit Dan machte er sich daran, das Bullet-Design weiterzuentwickeln und es um eine große Heckflosse (das Woody Valley XR 7 stand hier Pate) und eine verbindende Seitenverkleidung zu ergänzen. Der aktuelle Stand der Entwicklung ist oben im Foto zu sehen.

Das Interessante an dieser Lösung ist, dass dafür kein komplett neues Gurtzeug nötig ist. Das Innere der Rundum-Verkleidung wird bei diesem Prototyp von einem handelsüblichen Liegegurtzeug Supair Delight gebildet, dem Dan und Philippe die aerodynamische Außenhülle nur angepasst haben. 

Das Beispiel zeigt: Es ist durchaus möglich, bestehende Gurtzeuge bei Bedarf mit einem aerodynamischen Tuning-Kit in Richtung Submarine zu pimpen. 

Ob Philippe und Dan selbst ihre Idee soweit bringen, derlei Kits eines Tages einer größeren Pilotenschar anbieten zu können, bleibt abzuwarten. Vielleicht liefern sie auch nur ein Vorbild, das von anderen kommerziellen Anbietern oder gar einem Gurtzeughersteller selbst aufgegriffen wird.