Flow setzt bei seinem neuen EN-B auf eine entlang des Profils gesplittete A-Aufhängung. Das soll die Stabilität im beschleunigten Flug erhöhen. 

Beim Flow Freedom 2 greifen die A-Leinen gesplittet
weiter vorne und weiter hinten am Profil an.
// Quelle: Flow

Die Technik ist an sich nichts Neues, denn bei den meisten Zweileinern gehört sie zum Standard: Die Galerie-Leinen der A-Ebene sind geteilt, so dass sie in der Tiefe des Profils an zwei Punkten angreifen. Einer weiter vorne, einer weiter hinten.

Felipe Rezende, Konstrukteur der australischen Marke Flow, hat dieses Prinzip nun erstmals konsequent auf einen EN-B-Schirm übertragen. Beim Freedom 2 teilen sich die A-Leinen in vier kurze Galerieleinen auf, mit jeweils zwei Angriffspunkten weiter vorn und zwei weiter hinten am Profil.

Diese Form des Leinenlayouts nennt Flow druckvariable A-Aufhängung. bzw. im Original "variable pressure A-attachments" (VPA). Sie bietet einen interessanten Effekt. Denn je nach Anstellwinkel des Flügels wird die an den A-Leinen hängende Last in unterschiedlichen Verhältnissen ins Profil eingeleitet.

Bei hohen Anstellwinkeln, am extremsten beim Start (Aufziehen), haben die vorderen A-Galerien die tragende Hauptrolle. Bei Trimspeed ist die Last sehr gleichmäßig verteilt. Je niedriger der Anstellwinkel wird, typischerweise beim Beschleunigen, desto mehr übernehmen die hinteren A-Galerien die Last.

Lastverteilung je nach Anstellwinkel.
// Quelle: Flow, bearbeitet

Diese Aufhängungsweise integriert somit das Gute aus zwei Welten: Sie erleichtert das Aufziehen beim Start, bietet dann im beschleunigten Flug aber den Vorteil zurückgesetzter A-Leinen. Sie greifen dort an, wo die größten Auftriebskräfte herrschen.


Nasenautomatik

Weiter hinten angreifende A-Leinen bieten noch einen zusätzlichen Stabilitäts-Vorteil – durch eine Art Nasenautomatik. 

Gleitschirme sind trotzt Stäbchen nicht absolut formstabil. Bei hohem Druck, z.B. bei höherem Speed, wird der vor der A-Aufhängung liegende Teil des Profils etwas verformt. Die Nase wir leicht nach oben gebogen. Je weiter hinten die A-Leinen angreifen, desto größer ist dieser Effekt. 

Im Extremfall kann das bedeuten: Selbst wenn, über das gesamte Profil betrachtet, der Anstellwinkel schon negativ wird, kann die Strömung an der Profilnase noch im "gesunden" Bereich bleiben, weil die Nase sich im Rahmen der von der A-Aufhängung vorgegebenen Möglichkeiten aufstellt. 

Das funktioniert mit Shark-Nose-Profilen übrigens besonders gut, weil hier die sich aufstellende Nase den Staudruck vor den ebenfalls zurückgesetzten Zellöffnungen zusätzlich stabilisiert.


Alle Folgen der Serie Leistungsdrang gibt es hierWenn solche Infos und Erklärstücke für Dich wertvoll sind, dann unterstütze doch meine Arbeit an Lu-Glidz als Förderer.