Das beliebte Portal Ayvri zur Animation von Flugtracks in 3D wird eingestellt. Welche anderen Angebote mit ähnlicher Funktion gibt es? 

Ein Flug an der Emberger Alm in der typischen
Ayvri-Ansicht. // Quelle: Ayvri.com

Die Nachricht kommt für viele Piloten überraschend. Das Portal Ayvri hat angekündigt, seinen frei zugänglichen Dienst zur 3D-Animation von GPS-Tracks einzustellen. 

"We regret to inform you that we can no longer support the consumer facing portion of Ayvri and will be shutting down in the coming months", heißt es auf der Website von Ayvri.

Trotz etlicher Versuche sei es nicht gelungen, ein finanziell tragfähiges Geschätsmodell zu entwickeln, das auch die kostenfreie Nutzung für die Allgemeinheit mit einschließt. 

Ende Oktober soll deshalb nun der Stecker gezogen werden. Alle auf Ayvri gespeicherten Tracks können dann nicht mehr aufgerufen werden, die Daten werden gelöscht. Schon ab dem 1. Oktober sollen auch keine neuen Tracks mehr hochgeladen und angezeigt werden können.

Ayvri war vor einigen Jahren unter dem Namen Doarama gestartet und hatte in der Szene schnell viele Fans gefunden. Die Möglichkeit, die Tracks von Flügen über realistischen 3D-Luftbildansichten der ganzen Welt darzustellen und auch animieren zu lassen, entpuppte sich als sehr attraktiv. Zumal die Bedienung direkt im Browser sehr einfach ist: IGC-Datei eines Fluges hochladen und auf Play drücken, schon wird der Flug in wählbarer Zeitraffer-Geschwindigkeit abgespielt und dabei in einer Ansicht wie aus einem von magischer Hand gesteuertem Helikopter heraus gefilmt dargestellt. Diese als "Szenen" bezeichneten Flug-Replays können zudem als Link öffentlich geteilt werden. Das eröffnet tolle Möglichkeiten, auch aus den Flügen anderer zu lernen. 

Das ist nun, wie gesagt, bald Geschichte. Und es wird sicher einige Piloten geben, die Ayvri mehr als nur eine Träne nachweinen werden.

Dennoch bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich nach Alternativen umzuschauen, die etwas Vergleichbares bieten. Im folgenden stelle ich kurz vier Möglichkeiten vor. Bei den Bildern habe ich jeweils den gleichen Flug eingespielt und eine ähnliche Perspektive gewählt, um die Darstellung etwas vergleichen zu können:


Sportstracklive.com

Sportstracklive.com

Sportstracklive gibt es sowohl als Web-Anwendung als auch als Smartphone-App. Man kann mit der App Flüge live tracken und diese real-time in 3D anzeigen lassen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, vorhandene GPS-Tracks in verschiedenen Formaten, darunter auch IGC, hochzuladen und im Nachhinein zu betrachten. Die Bedienung und die sehr flüssige Darstellung im Verfolgermodus kommt der von Ayvri am nächsten. Allerdings besteht in der kostenlosen Basic-Version nur die Möglichkeit, maximal fünf Tracks hochzuladen bzw. im Archiv zu halten. Will man mehr bzw. neue Tracks ansehen, muss man ältere zuvor aus dem Archiv löschen. Die Begrenzung lässt sich aufheben, indem man ein Premium-Abo abschließt. Das kostet aktuell rund 75 Euro pro Jahr.

Flyxc.app

Flyxc.app ist vor allem als Planungstool für XC-Routen bekannt. Man kann auf Flyxc.app aber auch vorhandene IGC-Dateien hochladen. Eine 2D- oder 3D-Anzeige der Tracks ist wählbar. In der 3D-Ansicht lässt sich der Flug als Film animiert abspielen, ebenfalls in einstellbarer Zeitraffer-Geschwindigkeit. Die Ansicht erfolgt nicht ganz so flüssig und kennt auch keinen "magischen" Kameramodus wie bei Ayvri und Sportstracklive. Man kann aber über die Maus den Blickwinkel nach Belieben verändern. In Flyxc.app können allerdings keine Tracks gespeichert und direkt mit anderen geteilt werden. Zur individuellen Analyse von Flügen, ob eigene oder fremde, auf deren IGC-Daten man direkt zugreifen kann, ist es aber eine gute Lösung.


Seeyou.cloud

Seeyou.cloud

Seeyou.cloud ist die Online-Version der schon seit vielen Jahren bekannten Flugplanungs- und Fluganalysesoftware Seeyou von Naviter. Man kann sich auf der Seite auch ohne Abo anmelden und dann zumindest einen Teil der Funktionen kostenlos nutzen. Dazu zählt der Upload von Flügen in ein Logbook. Auch hier kann man sich die Flüge in einer 3D-Animation anschauen. Die Darstellung wirkt, vor allem wenn man eine höhere Zeitraffer-Geschwindigkeit wählt, allerdings etwas ruckelig. Zudem scheint das Geländemodell nicht ganz so fein zu sein. Zuweilen verschwinden geländenahe Trackspuren gewissermaßen im Boden. Anders als bei Flyxc.app ist es jedoch möglich, die Tracks aus dem persönlichen Logbook auch für die Allgemeinheit freizugeben. Man erhält dann einen Link, den man mit Freunden oder in sozialen Netzen teilen kann.

Replay.flights

Diese Seite ist sehr jung, noch im Beta-Stadium, aber schon durchaus ambitioniert. Replay.flights bietet einige interessante Funktionen. Dazu gehört das Abspielen von mehreren Tracks gleichzeitig, wobei diese z.B. auf eine identische Startzeit synchronisiert werden können. Die Darstellung kennt keine so intelligente Verfolgerkamera wie bei Ayvri und Sportstracklive, dafür aber zusätzliche Analysefunktionen. Beispielsweise kann man sich auch einen auf den Boden projizierten Track darstellen und Thermikstärken im Track farbcodiert anzeigen lassen. Hilfreich ist auch die Funktion, die Animation mit einem Klick im Browser als Video aufzuzeichnen, um Sequenzen daraus in anderen Flugvideos zu verwenden. Eine kleine Anleitung zur Bedienung gibt es hier.


Es folgt ein Nachtrag vom 3.8.2023:

Ogoy.app

Ogoy.app

Ogoy.app ist das Privatprojekt des Schweizers Georg Brodbeck, in der Szene auch bekannt für seinen Youtube-Kanal Steppenwolfx. Auf der Seite kann man ebenfalls igc-Dateien hochladen und dann als Flugspur über der Landschaft in wählbarer Geschwindigkeit abspielen. Als Alternative zur Luftbildansicht lässt sich Opentopomaps als 3d-geformter Untergrund einschalten, was weitere interessante Analysemöglichkeiten eröffnet. Zur besseren Orientierung lässt sich eine kleine 2D-Karte einblenden. Neben einzelnen Flügen kann man auch viele Flugspuren parallel animieren (z.B. alle Teilnehmer eines Wettbewerbstasks). Die Nutzung von Ogoy ist derzeit kostenlos möglich, erfordert allerdings eine Registrierung. Mittelfristig wird man für Ogoy oder zumindest einige Funktionen darin etwas zahlen müssen, um die Kosten für Kartenmaterial etc. decken zu können. 


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