Honorin Hamard hat das PWC Superfinale 2022 gewonnen. In Mexiko dominierten Piloten mit aerodynamisch gepimpten Gurtzeugen. 

Proto einer staudruck-gefüllten "Flugzigarre"
von Kortel. // Foto: P. Broers, PWCA
 
Zehn Tage lang hat die Region von Valle de Bravo in Mexiko perfekt nutzbares Flugwetter für das PWC Superfinale geliefert. Zehn Tage mit gut gesetzten Tasks, die allesamt für 1000 Punkte gut waren. 

Gewonnen hat am Ende der Franzose Honorin Hamard, der einmal mehr eine ungeheure Konstanz an den Tag legte. Nach Europa- und Weltmeister war "PWC Superfinal-Sieger" der letzte große Titel, der ihm in seiner Sammlung noch fehlte. 

In der Overall-Wertung folgen der Deutsche Philipp Haag auf Platz zwei und der junge Franzose Baptiste Lambert auf Platz 3.

Nicht unerwähnt bleiben sollte Maxime Pinot. Der am Ende Viertplatzierte preschte häufig voran, holte gleich drei Tasksiege und lieferte bei Task 9 sein Meisterstück, als er mehr als 15 Minuten vor dem Rest des Feldes ins Ziel flog. Dass es für ihn nicht aufs Podium reichte, zeigt einmal mehr: Solche Wettbewerbe werden overall am Ende selten von Heißblut-Racern gewonnen, sondern den konsistentesten Taktikern und Feld-Kontrolleuren. 

In der Frauenwertung siegte die Französin Constance Mettetal vor der Japanerin Keiko Hiraki und der Schweizerin Yael Margelisch, die nach einem Absturz in Task 9 am letzten Tag nicht mehr angetreten war. Es war nicht der einzige Unfall im Verlauf des Wettbewerbs. Bei teils harzigen Bedingungen und engen Pulks gab es mehrere Zusammenstöße und Retterabgänge.


Submarines beherrschen Top-10

Mit Spannung stand vor dem PWC Superfinale die Frage im Raum: Inwieweit werden sich auch in größerer Masse eindeutige Leistungsvorteile für neue, aerodynamische Gurtzeuge á la Ozone Submarine nachweisen lassen? Schaut man in die Wertung, ist das Ergebnis ziemlich eindeutig. 

Rund ein Drittel des Feldes war bereits mit neuen, aerodynamisch weiter gepimpten Gurtzeugen unterwegs. Aber neun von zehn Piloten in der Top 10 flogen mit einem Submarine. Und der eine von zehn, der aus der Reihe fiel, war Pierre Remy auf Platz 7. Er ging mit einem Niviuk Drifter 2 an den Start. Dieses Gurtzeug ist ebenfalls eine Neuentwicklung mit riesiger Heckflosse.

Gin Proto mit Ansatz einer Pilotenkanzel.
// Quelle: P. Broers, PWCA

Überhaupt bot die Gurtzeugthematik vor Ort viel Gesprächs- und Diskussionsstoff. Noch weitere Marken ließen zumindest Prototypen mitfliegen. Kortel beispielsweise zeigte eine noch ganz in weiß gehaltene Abwandlung des Submarine-Schnitts, mit ebenfalls staudruckgefüllter Hülle in Flugzigarrenform (s. Foto oben).

Besonders gemischte Gefühle rief ein Gurtzeug von Gin hervor, das mit einer weit hochgezogenen Frontscheibe und aufstehenden Seitenscheiben fast schon eine Art Pilotenkanzel formte, um auch noch die schädlichen Luftwirbel zu verhindern, die der Pilot mit seinem Körper und Kopf erzeugt. 

Die Stimmen in der PWC-Pilotenschar dazu sind divers. Die einen sagen, der Wettbewerbssport sei immer an der Spitze der Leistungsentwicklung gestanden, und man dürfe sich solchen Entwicklungen nicht verschließen. Doch es gibt auch Kritiker, die darin einen falschen Weg sehen. "Ich höre auf, wenn wir in einer Kapsel fliegen sollen. Ab dann ist der Wettbewerb so weit weg vom normalen Gleitschirmfliegen, dass ich lieber auf kleineren Bewerben mit normaler Ausrüstung mitfliegen werde. Leider tut die CIVL nichts gegen diese Gurtzeugentwicklung", war einer der Kommentare, die Lu-Glidz auch von Seiten renommierter Piloten in Mexiko erreichten.

Unumkehrbarer Trend?

Starten Submarines durch?
// Foto: P. Broers

Vorerst dürfte dieser Trend nicht aufzuhalten sein, sondern sich eher noch verschärfen. Der aktuell vor allem auf die Gurtzeuge fokussierte Leistungswettbewerb der Marken steht im Grunde erst am Anfang. Da will und wird noch viel Neues ausprobiert und optimiert werden. 

Zumindest sollte mit dem Superfinale klar geworden sein: Wer bei einem PWC um die vorderen Plätze mitfliegen will, wird in Zukunft nicht darum herumkommen, sich dafür in strömungsoptimierte Ganzkörperhüllen zu setzen.

Die spannendste Frage der Zukunft lautet allerdings: Inwieweit wird dieser Trend auch Wettbewerbe erfassen, in denen keine CCC-Schirme fliegen. Werden Submarines und ähnliche Flugzigarren bald schon bei den 2023 startenden, neuen Sportklasse-Wettbewerben wie die Sports-Class-Racing-Series (SRS) oder dem Paragliding Grand Prix dominieren? Und ist das eine Entwicklung, die tatsächlich gut ist für die Zukunft des Sports?