Flarm hat kürzlich sein Übertragungsprotokoll geändert. Das Livetracking via OGN ist seither massiv gestört

Viele OGN-Bodenstationen können derzeit keine
Flarm-Daten mehr empfangen, andere nur fehlerhaft. 
// Quelle: ogn-monitor.org, bearbeitet

Seit Jahren hat die Schweizer Firma Flarm ihre Software für Kollisions-Warnsysteme im jährlichen Rhythmus angepasst. Dadurch waren die Nutzer gezwungen, auch jährliche Updates der Flarm-Firmware auf ihren Systemen durchzuführen.

Flarm ist dabei sein Übertragungsprotokoll grundlegend zu überarbeiten. Das Ziel lautet, die Zwangsaktualisierungen abzuschaffen – zum Vorteil der Nutzer. Am 14. März wurde das Protokoll in einem ersten Schritt auf diesem Weg angepasst. Nun treten aber Probleme auf.

Die Bodenstationen des Open Glider Network (OGN), das unter anderem Flarm für das Livetracking von Segelflugzeugen und Gleitschirmen verwendet, können derzeit Flarm-Positionsdaten teilweise gar nicht oder nur mit gelegentlichen Fehlern empfangen. Auch einige Fluginstrumente mit Flarm-Funktion werden von anderen Flarm-Geräten nicht erkannt. 

Es ist derzeit unklar, wann Lösungen für diese Probleme gefunden und umgesetzt werden können. Besonders das Livetracking über OGN könnte für längere Zeit erheblich beeinträchtigt sein.


Flarm-Ausfall bei Fluginstrumenten

Flarm führt derzeit Tests mit verschiedenen Fluginstrumenten durch, um mögliche Ausfälle der Flarm-Funktionen zu identifizieren. Obwohl alle Flarm-Varios für Gleitschirme angeblich dieselbe lizenzierte Software verwenden, scheint es nach bisherigen Erkenntnissen so, dass die meisten Modelle mit den neuesten Software-Versionen korrekte Flarm-Signale senden, während andere dies nicht tun. Vorläufigen Ergebnissen nach funktioniert Flarm u.a. bei Skytraxx 2.1/4.0/5.0, Naviter Oudie und Omni sowie dem XC Tracer Maxx 1 korrekt. Probleme gibt es hingegen bei XC Tracer Maxx 2 und Mini 5 sowie bei Flarm-Beacon Selbstbaulösungen. 

Koni Schafroth, der Geschäftsführer von XCTracer, sagt: "Wir wissen noch nicht, ob der Fehler bei Flarm liegt oder bei uns." Die Ursachen werden derzeit untersucht.

Sobald diese gefunden sind, sollten die Probleme bei den Fluginstrumenten durch entsprechende Updates der Flarm- und/oder Systemsoftware behoben werden können. In jedem Fall müssen Besitzer solcher Instrumente damit rechnen, zeitnah neue Updates installieren zu müssen.


OGN in Teilen ohne Flarm-Empfang

Größer und nicht so leicht allgemein lösbar sind die Probleme der Flarm-Umstellung für das Livetracking via OGN. Jede OGN-Basisstation, die Flarm-Daten empfängt und an die OGN-Server weiterleitet, hat ein eigenes Betriebssystem. Auch dieses muss an das neue Flarm-Protokoll angepasst werden.

Flarm hatte die OGN-Entwickler bereits im Januar über die Neuerungen informiert. Daraufhin wurde eine neue OGN-Systemsoftware mit der Versionsnummer 0.30 veröffentlicht. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass das System noch fehlerhaft ist und die Flarm-Daten nicht immer korrekt interpretiert. Position und Höhe springen gelegentlich wild hin und her, wodurch das Livetracking nicht zuverlässig funktioniert. Es bleibt abzuwarten, wie schnell der zugrunde liegende Fehler gefunden werden kann.

Allerdings ist bisher nur ein kleinerer Teil der OGN-Stationen überhaupt mit dem neuen System ausgestattet (s. Abdeckungskarte). Alle Stationen mit früheren Softwareversionen (0.2.x) sind derzeit für Flarm sogar komplett "blind". Da viele OGN-Stationen von Privatpersonen oder Clubs betrieben werden, die diese Systeme nur selten warten, könnte dies für längere Zeit so bleiben. Zentralisierte Online-Updates für OGN-Stationen sind nur in wenigen Fällen verfügbar.


Ausfälle ein Sicherheitsproblem

Die Ausfälle haben ernsthafte Auswirkungen auf die Sicherheit. Es ist damit zu rechnen, dass das OGN-Netz über längere Zeit hinweg nur ein ausgedünntes Livetracking von Flarm-Geräten liefern wird.

Das bedeutet unter anderem: Es ist schwerer anhand des Livetrackings mögliche Unfallpositionen von Piloten zu ermitteln. Problematisch ist auch die Lage für die Flugsicherung. Denn auch sie schaut ins OGN (wenn auch nur inoffiziell), um bei manchen ihrer Entscheidungen regionale Segelflug- und Gleitschirmaktivitäten im Umfeld von Flugplätzen gewissermaßen "auf dem Schirm" zu haben.


Livetracking per App

Wer aktuell für seine Flüge ein möglichst dichtes Livetracking ohne größere Aussetzer sicherstellen will, sollte auf Alternativen zu Flarm setzen. Viele OGN-Bodenstationen können auch Fanet-Daten empfangen, d.h. Fluginstrumente mit Fanet werden weiterhin erkannt und getrackt.

Zusätzlich ist es ratsam, spezielle Livetracking-Apps auf dem Smartphone zu nutzen bzw. die Livetracking-Funktionen von Apps wie Burnair Map, Burnair Go oder XCTrack immer einzuschalten. Bei diesen werden die Standortdaten übers Mobilfunknetz übermittelt, soweit dieses verfügbar ist.


Dringende Empfehlung: Flarm-Update

Burnair-Chef Bernie Hertz sieht ein grundlegendes Problem auch auf Seite der Piloten. Viele würden Varios mit Flarm nutzen, sich aber nach dem Kauf nie mehr um ein Update kümmern. Das führt dazu, dass ihre Geräte nach einiger Zeit gar keine Flarm-Daten mehr senden, weil die Software-Lizenz geräteseitig abgelaufen ist.

Wichtig ist es demnach nicht nur, dass die OGN-Bodenstationen in Zukunft mit neuer Software wieder uneingeschränkt die Flarm-Signale verstehen. "Alle Piloten mit Flarm-Varios müssen sich ebenso dringend darum kümmern, ihre Geräte auf die neueste Firmware und Flarm-Lizenz upzudaten", so Hertz. Denn sonst sind sie weder im Livetracking, noch in den Kollisionswarnern anderer Fluggeräte zu sehen.