Der Skyman CrossCountry hat eine schicke Outline und Streckung 5,7. |
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Skyman CrossCountry habe ich in rund acht Flug- und Groundhandlingstunden bei unterschiedlichen Bedingungen (Thermik, Soaring, Starkwind am Boden) in der Eifel sowie in Südspanien gewonnen. Geflogen bin ich den CrossCountry in der Größe S (70-90 kg) mit 88-90 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Fly Market (Vertrieb von Independence und Skyman) zur Verfügung gestellt.
Seit geraumer Zeit schon wollte ich einmal einen Skyman testen. Schließlich haben diese Schirme ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. Es sind die einzigen, die konsequent aus dem Leichttuch Dokdo D10 konstruiert sind und so mit einem geringen Packmaß und Gewicht aufwarten können. Dennoch werden sie von Skyman nicht als extreme Leichtschirme allein für Hike&Fly positioniert, sondern als alltagstauglich dargestellt. Der CrossCountry als relativ gestreckter EN-B (Streckung: 5,7) zielt durchaus auf Piloten mit Streckenambitionen. Tatsächlich fällt auf: So filigran das Tuch aus den besonders dünnen Spinnfäden (D10) auf den ersten Blick auch erscheint, so ist davon im Flugalltag wenig zu spüren. Sowohl in vielen Details der Verarbeitung als auch im Verhalten am Boden und in der Luft hinterlässt der CrossCountry einen sehr soliden Eindruck, bei dem eben nicht extremer Leichtbau mit all seinen Nachteilen im Vordergrund steht. Man darf diese Schirme durchaus in direkter Konkurrenz zu anderen "herkömmlichen" Schirmen sehen. Aus dieser Warte heraus habe ich auch den folgenden Testbericht geschrieben.
Gibus-Bögen über der B-Ebene sorgen für eine gute Lastverteilung in der der Kappe. |
Ungewöhnliches, nicht nur für einen Leichtschirm, findet sich bei der inneren Struktur: Über den Aufhängepunkten der B-Ebene wölben sich sogenannte Gibus-Bögen, die durch halbrund eingenähte Plastikdrähte das Profil besser abstützen. Auch andere Details fallen positiv auf: Am Rand umgenähte Diagonalen (reduziert die mögliche Dehnung) beispielsweise; oder ein vorbildlich ausgeführter Tragegurt, bei dem der C-Gurt eine aufgenähte rote Naht besitzt. So kann man optisch schnell erkennen, ob er versehentlich verdreht ist. Die aus schmalem Gurtband gefertigten Tragegurte besitzen zudem eine breit ausgeführte Einhängeschlaufe. So können sie im Karabiner nicht hin und her rutschen.
Starten: Die wenigen Leinen des CrossCountry sind schnell sortiert. Auch die unummantelten Galerieleinen fallen verhältnismäßig einfach auseinander. Beim Starten selbst zeigt der CrossCountry einen überraschenden Charakter. Normalerweise hätte ich erwartet, dass ein Schirm, der nur rund vier Kilogramm wiegt, bei wenig Wind besonders einfach zu starten und bei Starkwind hingegen schwer zu bändigen wäre. Doch es ist eher umgekehrt. Bei Nullwind muss man den Schirm betont bogenförmig auslegen und am besten etwas Vorspannung (Krümmung) in die Eintrittskante geben, damit die Kappe von Anfang an harmonisch füllt und sauber steigt. Hier merkt man im Vergleich zu anderen Schirmen die kurzen Stäbchen und die etwas schlabberigen, stäbchenlosen und geschlossenen Außenzellen. Macht der Pilot seine Hausaufgaben am Boden, ist am Nullwindstartverhalten allerdings nichts mehr auszusetzen.
Der CrossCountry am Übungshang bei Starkwind. Auf der B-Ebene ist die verbreiterte Abstützung durch die Gibus-Bögen erkennbar. |
Beim Aufziehen füllen die Außenflügel etwas verzögert. Bei Starkwind ist auch das wieder von Vorteil, weil anfangs weniger Stoff im Wind steht. Durch die Bremswirkung ist ein mögliches Überschießen reduziert. Als Manko ergibt sich aus dieser Bauform allerdings eine gewisse Seitenwindempfindlichkeit. Wer den CrossCountry schräg zum Wind aufzuziehen versucht, muss damit rechnen, dass das windseitige Ohr anfangs an die Leinen gedrückt wird und dann gerne mal verhängt. Da die Stabiloleine nicht nur die äußerste, sondern auch noch zwei weitere Zellen mit abspannt, ist das Lösen solcher Verhänger nicht immer die einfachste Übung.
Landen: problemlos, der Schirm lässt sich schön ausflaren. Toplandungen, bei denen man mit der Bremse am Rande des Abrisspunktes arbeitet, erfordern allerdings etwas Vorsicht. Die Bremsen des CrossCountry werden schon nach 30-40 cm Bremsweg sehr hart. Das macht es schwer, den eigentlichen, deutlich tieferen Abrisspunkt noch differenziert zu erfühlen. Hier sollte man sich nur langsam herantasten.
Gewichtssteuerung: Der CrossCountry lässt sich gut mit Gewicht steuern, er zeigt ein gutes Rollmoment. Für den Kurvenflug ist man allerdings nicht auf Gewichtsverlagerung angewiesen.
Kurvenflug: Der Schirm zeigt ein in weiten Bereichen sehr harmonisches Kurvenverhalten. Er liegt satt in der Luft und braucht für die Kurveneinleitung nicht zwingend eine Gewichtsverlagerung. Auch nur per Bremse geflogen, kommt er erstaunlich gut ums Eck. Es lohnt sich, den Schirm betont über die Außenbremse zu fliegen. Leitet man Kurven nur über die Innenbremse ein, taucht er anfangs immer etwas ab, fängt sich dann aber bald wieder. Zudem besitzt der Flügel so etwas wie eine Lieblingsschräglage. Es ist schwer bzw. kraftanstrengend (hoher Bremsdruck) und kostet etwas Zeit, ihn darüber hinaus steiler zu stellen. Das führt dazu, dass er sich in Thermiken mit engen, kräftigen Steigkernen manchmal etwas abdrängen lässt.
Thermikeigenschaften: Der CrossCountry ist ein angenehmer Kurbler, der sich beim Ein- und Ausfliegen in die Thermik sehr neutral verhält, d.h. weder zum Hängenbleiben noch zum Vorschießen neigt. Am besten lässt man den Schirm in seiner Lieblingsschräglage kreisen, dann braucht er nur sehr wenige Korrekturen und steigt auch sehr effizient. Für engeres, steiles Kreisen sollte man zwingend das Gewicht mit einsetzen und darauf achten, die Außenbremse offen zu halten, sonst zieht der Flügel schnell wieder flach. Zudem ist der Schirm bei Kurvenanpassungen nicht der flotteste. Er mag sich ungern drängeln lassen. Lässt man ihm seine Zeit, macht er aber das meiste klaglos und mit einer fast stoischen Ruhe mit. Es bleibt ein erhabenes Carver-Gefühl.
Der schmale Tragegurt hat eine breite Einhängeschlaufe. Die Rollen des Beschleunigers sind klein und nicht auf Leichtlauf optimiert. |
Ohrenanlegen: Da der CrossCountry nur zwei Stammleinen pro Seite besitzt, zieht man mit den äußeren A-Leinen zwangsläufig von Anfang an schon recht große Ohren und erreicht gute Sinkwerte. Löblich ist, wie gut die Ohren entleeren und nicht zum Schlagen neigen. Beim Öffnungsverhalten verkehrt sich das allerdings ins Gegenteil. Die Ohren bleiben einfach drin und müssen aktiv aufgepumpt werden. Mit den geschlossenen Außenzellen braucht das eine Weile. Wer Toplandeanflüge mit gezogenen Ohren praktiziert, sollte sich dieser gewissen Störrigkeit bewusst sein.
Steilspirale: Der gemächliche Übergang zu steileren Thermikkurven zeigt sich auch bei der Einleitung der Steilspirale. Der CrossCountry braucht etwas Zeit und v.a. eine ganz geöffnete Außenbremse, um Speed und Schräglage aufzubauen. Wenn man ihm die gewährt, zieht der Schirm schön in die Spirale und lässt sich gut kontrollieren, aber bitte nur mit minimalen Bremsinputs. Wer zu schnell zu viel Außenbremse gibt, erzeugt sofort ein deutliches Aufrichtemoment.
Frontklapper: nicht geflogen.
Seitenklapper: habe ich nur unbeschleunigt mit 50-70% geflogen. Der CrossCountry erweist sich dabei, trotz seiner Streckung von 5.7, als recht entspannter Geselle. Abtauchen, abdrehen etc. passieren ohne überfordernde Hektik. Der Flügel lässt sich sehr gut stützen. Beim Öffnungsverhalten fällt auf, dass die äußeren Zellen auch hier - wie nach angelegten Ohren - nur etwas unwillig füllen und gelegentlich mit ein paar impulsiven Bremszügen aufgepumpt werden müssen.
Nicken: Der CrossCountry ist sehr pitchstabil. Die Kappe wehrt sich geradezu dagegen, stärker ins Pendeln zu kommen. Ein minimaler Bremseinsatz reicht zum Abfangen.
Rollen: Anders als beim Nicken zeigt der Schirm beim Rollen einen vergleichsweise spaßigen Charakter. Er reagiert gut auf Körpereinsatz und lässt sich mit wenig zusätzlichem Bremseinsatz schnell hoch aufschaukeln. Für große, runde Wingover ist es dennoch nicht der perfekte Schirm, da ihm die eingebaute Nickbremse einiges der dafür erwünschten Dynamik nimmt.
Packen: Sehr angenehm. Dünnes Tuch, kurze Stäbchen, da wird aus dem CrossCountry auch ohne weitere Tricks ein schönes kleines Päckchen. Die Gibus-Bögen stören keineswegs.
Aufwendig genähte Design-Details: Hier die Hand des Skyman-Männchens im Untersegel. An den Rundungen entstehen zwangsläufig kleine Fältchen. |
Daneben zeigt der Schirm auch an anderen Stellen ein paar Inkonsistenzen. Angesichts des sonstigen Qualitätsanspruchs hätte ich zum Beispiel größere, kugelgelagerte Beschleunigerrollen erwartet. Und warum ein Hersteller die Leinenebenen nach Farben sortiert (A: gelb, B: grün, Stabilo: orange, C: rötlich), dann aber für die Bremsleine doch das gleiche gelb wie bei den A-Leinen verwendet, ist mir schleierhaft. (Diese Kritik kann man freilich genauso an viele andere Hersteller richten, die es nicht besser machen).
Nicht schlüssig finde ich den Einsatz von Soft-Links anstelle von metallenen Leinenschlössern. Bei den schmalen Gurten ist die Gewichtsersparnis dieser Technik gering, bedeutet aber einen deutlich höheren Aufwand bei einem Leinentausch. Zudem lassen sich Leinenlängen an den dickeren Softlinks weniger differenziert nachtrimmen. Da der Schirm an anderen Stellen gerade eben nicht auf extremen Leichtbau hin optimiert ist, erscheint mir die Gewichtseinsparung an dieser sichtbaren Stelle eher dem Marketing als der Funktion geschuldet.
Fazit: Der Skyman CrossCountry hat die Outline eines rassigen High-B, aber die Seele eines gutmütigen, in sich ruhenden Mid-B Schirmes. Das sehr einfache Startverhalten und die hohe Nickdämpfung dürfte vielen Piloten entgegen kommen. Wer sich dann auch noch - nicht nur für Hike&Fly oder Flugreisen - ein geringes Gewicht und kleines Packmaß ohne größere Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit wünscht, für den dürfte der CrossCountry ein sehr interessanter Kandidat sein. Erlebt man das Steuerverhalten als etwas sperrig, sollte man nicht gleich nach dem ersten Testflug aufgeben. Für diesen Schirm gilt: Aus der Ruhe (und der freien Außenbremse) kommt die Durchzugskraft. Es ist ein Cruiser, kein Racer. Nur wer von seinem B-Schirm zwingend Spitzenleistung für eine gute XC-Platzierung verlangt oder gelegentlich auch Freestyle-Ambitionen ausleben möchte, wird etwas Speed und Dynamik vermissen.
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1 Kommentare
Prima deine Schirmtests. Den Cross Country werd ich in paar Tagen Probe fliegen und dann wohl kaufen 😊
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