In den vergangenen Jahren ist die Anzahl tödlicher Abstürze in Frankreich angestiegen, anders als beispielsweise in Deutschland. Fliegen die Piloten zu heiße Schirme?

Grafik 1: Die Zahl der beim Gleitschirmfliegen getöteten
französischen Piloten zeigt einen leichten Trend nach oben.
// Quelle: Secuparapente
Kürzlich hat eine Gruppe französischer Piloten, die unter dem Namen Secuparapente Sicherheitsanalysen durchführen, in einem Vimeo-Video eine interessante statistische Auswertung vorgestellt. Demnach ist die Zahl der tödlich verunglückten französischen Piloten über die Jahre tendenziell angestiegen (s. Grafik 1).

Angesichts der wenigen "Messpunkte" kann man zwar fragen, inwieweit eine solche Statistik schon aussagekräftig sein kann. Aber Secuparapente hat die Werte zumindest zum Anlass genommen, noch ein wenig tiefer in die französischen Pilotenstatistiken zu schauen. Im Hintergrund steht die Frage: Gibt es irgendwelche erkennbaren Muster?

Eine eindeutige Antwort geben die Analysen nicht her. Allerdings zeigen sie einige interessante Zusammenhänge:

1. Die tödlich Verunglückten waren  mit knapp 52 Jahren im Durchschnitt deutlich älter als die gesamte französische Pilotenschar. Da liegt der Altersdurchschnitt bei 41 Jahren.

2. Die tödlich Verunglückten flogen in der Regel schon deutlich länger. Ihre Pilotenlizenz besaßen sie im Durchschnitt seit 8,3 Jahre. Der allgemeine Durchschnitt in Frankreich liegt bei 4,7 Jahren.

Grafik 2: Schirmklassen A, B, C, D, CCC, vnh = nicht homologiert
und Bi = Tandem. // Quelle: Secuparapente
3. Die tödlich Verunglückten kamen durchschnittlich auf deutlich mehr Flugstunden pro Jahr. Hier gibt Secuparapente einen Wert von 88 Stunden an – im Vergleich zu einem allgemein Durchschnitt von 58 Stunden.

4. Der Anteil der Männer unter den Toten ist überdurchschnittlich. Von den tödlich Verunglückten waren 95 Prozent männlich, während der Männeranteil in der gesamten Pilotenschar bei 86 Prozent liegt.

5. Die statistische Verteilung nach der Klasse der jeweils geflogenen Schirme zeigt, dass mit Schirmen höherer Klassen relativ gesehen häufiger tödliche Unfälle geschehen (s. Grafik 2).

Gerade letzteres ist interessant, weil das augenscheinlich zu den anderen Werten passt. Denn es sind eher männliche Piloten, die den Ehrgeiz haben, sportlichere Schirme zu fliegen. Und die Bereitschaft, in höhere Schirmklassen aufzusteigen, dürfte auch mit der Erfahrung (Lizenzjahre und Flugstunden pro Jahr) eher zunehmen.

Grafik 3: Entwicklung der Gleitschirm-Unfallzahlen in Deutschland.
// Quelle: DHV
Im Grunde deckt sich die französische Statistik mit manchen Erkenntnissen aus Unfallanalysen des DHV. Auch bei deutschen Piloten zeigt sich, dass es tendenziell eher etwas ältere, männliche und durchaus (nach Flugjahren gerechnet) auch schon erfahrenere Piloten sind, die ein höheres Unfallrisiko besitzen. Anders als in Frankreich zeichnet sich aber in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren statistisch keine erkennbare Zunahme der Unfälle mit Todesfolge bei den Gleitschirmfliegern ab.

Hier stellt sich die Frage, woran das liegt? Könnte es sein, dass die Politik des DHV, den Piloten bevorzugt Schirme mit einer höheren passiven Sicherheit ans Herz zu legen, zumindest bei der Zahl der tödlichen Unfälle eine statistisch nachweisbare Wirkung zeigt?