Die Thermikprognoseseite Velivole.fr hat das Datenangebot um die DWD-Modelle Icon-EU und Cosmo-D2 erweitert. Damit erfasst sie nun fast ganz Europa.

Der Prognoseraum des Modells COSMO-D2 auf Velivole.fr erfasst
ganz Deutschland und die Alpen. // Quelle: Velivole.fr
Kürzlich hatte ich die neue Meteo-Seite Velivole.fr auf Lu-Glidz vorgestellt (s. Thermikprognosen mit Velivole). Da Velivole das mit einem sehr feinen Raster arbeitende französische Modell Arome als Datenbasis nutzt, sollte das Angebot eine sehr interessante Quelle für Thermikprognosen darstellen. Allerdings ist die räumliche Ausdehnung von Arome auf ein Gebiet rund um Frankreich begrenzt. Doch diesen "Mangel" hat Velivole mittlerweile mit einem guten Schachzug ausgeglichen.

Momtchil Momtchev, der Kopf hinter Velivole, hat zwei weitere Meteo-Modelle in sein Angebot mit aufgenommen, um daraus die fürs Thermikfliegen wichtigsten Infos abzuleiten. Es handelt sich um die DWD-Angebote ICON-EU und Cosmo-D2. ICON-EU erfasst ganz Europa mit einer Rasterweite von 7 km, während Cosmo-D2 mit einer Rasterweite von 2,2 km Mitteleuropa inklusive der gesamten Alpen abdeckt.

Besonders interessant ist Cosmo-D2. Dieses Modell dient dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zur sogenannten Kurzfristvorhersage. Es bildet die Wetterentwicklung typischerweise nur 27 Stunden im voraus ab, wird dafür aber alle drei Stunden mit neuen Daten gefüttert. Das kann eine besonders gute Einsicht in die tagesaktuelle Wetterentwicklung liefern und schneller irgendwelche unerwarteten Veränderungen berücksichtigen. Wer Daten bis zu fünf Tage im voraus braucht, wird bei ICON-EU fündig.

Mit Cosmo-D2 im Angebot, wird Velivole erst Recht zu einer beachtenswerten Alternative zu frei verfügbaren Thermikprognose-Seiten wie z.B. Meteo-Parapente.com, deren Prognosen nur auf dem gröberen US-amerikanischen Globalmodell GFS beruhen.


Punktprognosen zeigen auch Variabilität

Velivole bietet zum einen Karten-Overlays zu typischen Meteovariablen wie z.B. Wind, Wolken, Thermikstärke, Turbulenzgrad und Dicke der thermisch-durchmischten Grenzschicht an. Zum anderen können auch Punktprognosen im Stundenrhythmus abgerufen werden, samt den zugehörigen Emagrammen (Temps).

Bei den Emagrammen findet sich neuerdings eine Besonderheit in der Darstellung: Dort ist zum einen als gelber Balken die Dicke der Grenzschicht über Grund abgetragen (das entspricht der Variable PBL im Kartenmodus). PBL zeigt in etwa die maximal zu erwartenden Thermikhöhe, wobei die Wolkenbasis auch niedriger liegen kann. Daneben enthalten die Emagramme auch zwei gestrichelte Linien ober- und unterhalb der Oberkante des PBL-Balkens. Sie sind ein Maß für die Variabilität dieses Wertes.

Zwei Linien in den Emagrammen von Velivole zeigen
die räumliche Variabilität der Thermikprognose.
// Quelle: Velivole.fr, bearbeitet
Der Hintergrund ist folgender: Da die Modelle Arome und Cosmo-D2 in einem sehr feinen Raster rechnen und dabei auch die Wolkenentwicklung simulieren, kann es vorkommen, dass die vom Modell gelieferten Werte für einen Punkt und zu einer bestimmten Uhrzeit im Check mit der Realität daneben liegen. Wenn an einem Tag beispielsweise vier Achtel Kumulus erwartet werden, dann sind (vereinfacht gesagt) 50 Prozent des Himmels von Wolken bedeckt, die anderen 50 Prozent wolkenfrei. Dort wo das Modell zu einem bestimmten Zeitpunkt dichte Wolken "sieht", rechnet es auch mit Wolkenschatten und entsprechend schlechter Thermikentwicklung. Dass die eine Kumulus-Wolke in der Realität allerdings wenige Minuten später schon weiter gezogen sein kann und die Thermik dann auch rechnerisch wieder höher reichen würde, wird von solchen Punktprognosen normalerweise nicht abgebildet.

Die in den Velivole-Emagrammen enthaltene Variabilitäts-Anzeige umgeht dieses Problem ein Stück weit, in dem es nicht nur die PBL-Werte des gewählten Modell-Punktes zu Rate zieht, sondern auch alle PBL-Werte in rund zehn Kilometer Umkreis. Die obere und die untere Linie stellen dann jeweils den höchsten und tiefsten gefundenen Wert im Umfeld des Prognosepunktes dar. Man sollte diese Variabilität stets mit beachten, um das Potenzial eines Tages nicht auf Basis einer auf den ersten Blick schlechten Punktprognose zu unterschätzen!


Velivole auf Deutsch

Mit der Integration von Modelldaten des Deutschen Wetterdienstes auf der Seite wird Velivole.fr für die Piloten in den deutschsprachigen Länder immer interessanter. Bald soll es die Seite nicht nur auf Französisch und Englisch, sondern auch auf Deutsch geben.


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