Mit dem Ion 6 (light) hat Nova erstmals neue Wege bei der Fortentwicklung der Ion-Serie eingeschlagen. Im Kurzleiner-Konzept sind typische Ion-Qualitäten aber erhalten geblieben.
Mit dem Nova Ion 6 (light) beim Starkwind-Groundhandling. Die angebremste Hinterkante steht
im Vergleich zu früheren Nova-Schirmen optisch sehr sauber. // Alle Fotos: Lu-Glidz

Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Nova Ion 6 light habe ich beim Fliegen und Groundhandeln im Westerwald und in den Alpen gewonnen. Geflogen bin ich den Ion 6 light in der Größe S (80-100 kg) mit rund 92 kg Startgewicht. Als Gurtzeuge nutzte ich hauptsächlich ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug), zuweilen auch ein Bogdanfly. Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Nova zur Verfügung gestellt. Hinweis: Ich gehe davon aus, dass sich die meisten meiner Einschätzungen auch auf den "normalen" Ion 6 übertragen lassen, weshalb ich im Text nicht immer den kompletten Namen mit "light" ausgeschrieben habe.

Die Schirme der Ion-Serie von Nova sind bei vielen Piloten als klassische Vertreter aus der Mitte der EN-B Kategorie beliebt. Volksschirme sozusagen, die alles bieten, was ein Ottonormalpilot für seinen Flugspaß braucht: Gutes Starten; ein ansprechendes Handling, das noch nicht zu sportlich ist, um auch Aufsteiger nicht zu überfordern; aber trotzdem eine ansprechende Leistung, um auch erste größere XC-Träume damit realisieren zu können. Über Jahre hinweg hat Nova sein Erfolgsmodell (vom Ion 2 bis Ion 5) stets nur behutsam weiterentwickelt. Viele der grundlegenden Daten blieben gleich, es gab nur feine Änderungen in Details, als Anpassung an die allgemeine technische Entwicklung.

Der Ion 6 fällt da erstmals aus der Reihe. Zwar sind einige Grunddaten wie z.B. die Zellenzahl (51) und die ausgelegte Streckung (5,19 vs. 5,16 beim Ion 5) noch immer so gut wie gleich geblieben. Doch mit einer projizierten Streckung von 3,84 ist der Ion 6 sichtbar flacher gekrümmt als sein Vorgänger (3,52) und wirkt dank des neuen Nova-Designs weniger pummelig. Auffällig sind auch die deutlich kürzeren Leinen, die bei der von mir getetesten Größe S um rund 46 cm kürzer ausfallen als beim Ion 5 (der nicht unbedingt als "Langleiner" gilt). Hier zeigt sich, dass Nova beim Ion 6 recht konsequent den Schritt zu einem anderen Schirmkonzept gewagt hat. Der Ion übernimmt einige der bei den Bergschirmen Doubleskin und Bantam erfolgreich erprobten Bauweisen. Interessant ist diese Auslegung als "Kurzleiner" in zweierlei Hinsicht. 

Zum einen bietet sie, zumindest theoretisch, Leistungsvorteile durch die eingesparte Leinenlänge, weil weniger Leinenwiderstand. Zum anderen stehen Kurzleiner im Ruf, durch das verkürzte Pendel (der Pilot sitzt näher an der Kappe) bestimmte Kappenbewegungen stärker zu vermitteln. Das ließe sich mit etwas pitch-stabileren Profilen ausbügeln. Doch unterm Strich bleibt halt die Frage: Ist es Nova gelungen auch beim neuen Konzept des Ion 6 den typischen Wohlfühlcharakter der Ion-Serie zu erhalten? Und welche Änderungen im Flugalltag bringt die Kurzleiner-Bauweise mit sich? Darauf habe ich beim Testen ganz besonders geachtet.

Die deutlich kürzeren Leinen spiegeln sich übrigens in der von Nova angegebenen Gesamtleinenlänge kaum wieder. Da spart der Ion 6 gegenüber dem Ion 5 nur wenige Leinenmeter ein. Beim Blick ins Leinenlayout zeigt sich auch schnell warum: Nova-Konstrukteur Philipp Medicus hat dem Ion 6 deutlich mehr Bremsanlenkungspunkte spendiert: 12 anstatt zuvor 9 pro Flügelseite. Der Effekt ist u.a. ein Hinterflügel, der eine deutlich "sauberere" Bremsklappe bildet. Früher musste sich Nova immer wieder der Kritik am unschönen "Wellenschliff" der angebremsten Abströmkante seiner Schirme stellen. Das ist beim Ion 6 Geschichte.

Auch bei einem weiteren, des öfteren zu hörenden Kritikpunkt hat Nova nun reagiert: Der "Produktlebenszyklus" der Modellreihe soll fortan nicht mehr nur zwei, sondern drei Jahre betragen.

Ummantelte und farbcodierte Stammleinen. Auch die 
Light-Version des Ion 6 hat noch trimmfreundliche 
Leinenschlösser und keine Softlinks. 
Eine Neuerung beim Ion 6, zumindest bei der von mir getesteten Light-Version, stellt auch das Material der Tragegurte dar. Sie bestehen aus nur noch 7 mm breiten, aber ziemlich steifen Kevlar-Gurten. Die äußeren A-Gurte sind nun so angelenkt, dass sie beim Beschleunigen weniger stark herunter gezogen werden. Eine solche Schränkungsverstellung kann man konstruktiv ausnutzen, um die Außenflügel im unbeschleunigten Flug etwas schneller zu trimmen, wodurch sich das Kurven- und Thermikhandling verbessert. Beim Tritt in den Beschleuniger muss man dann, weil der Außenflügel weniger stark beschleunigt wird, keine Stabilitäts-Kompromisse in Kauf nehmen.

In den meisten weiteren Punkten im Aufbau der Kappe ist Nova beim Bewährten geblieben: Der Leinensatz ist weiterhin ein Mix aus ummanteltem Dyneema (PPSL) für die farbcodierten Stammleinen und unummanteltem Aramid (U-8000) in den Galerien. Die Kappe des Ion 6 light besteht aus stabilem Dokdo-30 Tuch am vorderen Obersegel, während der Rest aus einem Mix aus einfach und doppelt beschichtetem, leichten  Skytex-27 (Classic 1 / Classic 2) besteht. Bei den Rippen kommt Skytex 32 und Skytex 27 in Hard-Ausführung zu Einsatz. Insgesamt würde ich diese Bauweise als guten und in der Praxis bereits bewährten Kompromiss aus Haltbarkeit und Leichtigkeit betrachten. 


Der Ion 6 macht auch beim Kobra-Start eine gute Figur.
Allerdings lässt sich der Schirm im Starkwind so entspannt
aufziehen, dass solche Spezialtechniken gar nicht nötig sind. 
Starten:

Die Startvorbereitungen mit dem Ion 6 gehen einfach von der Hand. Die farbcodierten Leinen fallen gut auseinander. Nur im oberen, unummantelten Stockwerk sind sie zuweilen etwas hakelig.
Deutlich mehr aufpassen muss man bei den sehr dünnen Tragegurten (bei der Light-Version). Die sind zwar angenehm steif. Dennoch kann der hintere C-Gurt leicht mal in sich verdrehen, wenn der Bremsgriff auf die falsche Seite fällt. Hier muss man sich angewöhnen, vor dem Aufnehmen der Bremsen stets genauer hinzuschauen. Netterweise hat Nova dem Gurt eine farbige Markierung aufgenäht. An der Linie kann man sofort erkennen, ob sie und damit der Gurt gerade oder verwunden (verdreht) verlaufen. Den Ion 6 light kann man auf Wunsch auch mit den etwas breiteren Standardgurten der Normalversion ordern. 
Das Aufziehen des Ion 6 light ist vorwärts wie rückwärts absolut problemlos und mindestens genauso einfach wie bei früheren Ion-Modellen (die stets sehr willige Starter waren). Gegenüber dem Ion 5, der bei stärkerem Wind zuweilen etwas zum Überschießen neigte, ist der Ion 6 sogar wieder absolut anfängertauglich. Der Schirm steigt als Block und bleibt brav im Zenith stehen, wenn man nicht völlig  ungelenk an den A-Gurten zerrt.
Die kürzeren Leinen des Ion 6 wirken sich positiv auf das Startverhalten aus. Da dadurch der Weg der Kappe auf der Kreisbahn nach oben auch kürzer ist, erreicht sie den Scheitelpunkt schneller. Das macht nicht nur das Starten an kürzeren Startplätzen einfacher (wegen der insgesamt kürzeren Startstrecke), sondern auch entspannter, v.a. bei stärkerem Wind. Denn der Schirm verbringt beim Aufziehen weniger Zeit in der "Powerzone". Der Pilot muss ihm dann weniger entgegen laufen, um Energie aus dem System zu nehmen. 
Der Ion 6 light lässt sich sogar völlig problemlos "hands-free", also ohne das Führen der A-Gurte, starten. Einmal kurz die Eintrittskante auf ganzer Breite vorfüllen (Wand aufbauen), dann genügt ein kurzer Impuls mit dem Körper, damit die Kappe in einem Schwung ohne Hängenbleiben oder Ausbrechen aufsteigt.
Wirklich bemerkenswert und als echtes Sicherheitsfeature empfand ich diese Startvariante im Starkwind: Ein kurzer Schritt (als Impuls) zurück und dann nur zwei wieder nach vorn, schon steht der Schirm über einem, ohne dass man Stress schieben muss, weggezerrt oder ausgehebelt zu werden. Das hat fast schon Miniwing-Qualitäten. Bei Schirmen mit längeren Leinen verlangt eine solche Startweise bei Starkwind viel mehr Körperkoordination und größere Laufbereitschaft. Gerade dieses einfache Startverhalten des Ion 6 dürfte auch Starkwind-Küstenfliegern gefallen. 


Landen:
Da gibt es nichts zu meckern. Der Schirm lässt sich gut ausflaren. Bei tiefer Bremse (auch ungewickelt) reißt die Strömung sauber ab. Der Stallpunkt ist allerdings etwas schwammig.  


Auch die Bremsgriffe sind farbcodiert. Die Bremsstege
sind etwas zu kurz geraten für effektives Brake-Shifting.
Bremsen:

Die Bremsen der Ion 6 haben einen Vorlauf von knapp zehn Zentimetern. Der Bremsdruck liegt im angenehmen, mittleren Bereich, ähnlich wie beim Vorgänger und somit etwas geringer als bei noch früheren Ion-Modellen.
Im Unterschied zum Ion 5, bei dem die Bremse etwas außen-betont und damit auf Agilität getrimmt war, greift sie beim Ion 6 weitgehend gleichmäßig und harmonisch an der Hinterkante. Das ergibt nicht nur eine optisch schönere Steuerklappe. Es ermöglicht auch einen feiner abgestimmten Thermikflug, weil der Außenflügel bei geringem Bremszug ("auf Kontakt") nicht gleich spürbar eingebremst wird und damit seine Hebelkräfte wirksam werden. Mit dieser Bremstrimmung wirkt der Ion 6 zwar auf den ersten Blick etwas weniger spritzig beim Einleiten von Kurven als der Ion 5. Doch in etablierten Kreisen zieht der Schirm dafür umso schöner seine Bahn. 
Leider sind die Bremsrollen (keine Low-Friction-Ringe mehr) nur über sehr kurze Stege am Tragegurt befestigt. Beim Ion 5 mit seiner agileren Bremstrimmung war das vielleicht noch passend. Beim Ion 6 hätte ich mir etwas längere Stege gewünscht, um auch "fortgeschrittene" Steuertechniken wie das Brake-Shifting besser zu ermöglichen. Damit ließe sich die Kurvensteuerung bei Bedarf noch etwas direkter machen. (Beim Brake-Shifting wird die Bremse nicht parallel zum Tragegurt geführt, sondern bei Bedarf stärker nach innen gezogen. Dadurch greift die Bremse mehr am Außenflügel und unterstützt so den Kurvenflug – falls der Bremssteg lang genug ist, um eine derart veränderte Geometrie überhaupt zu ermöglichen.)
Als regelrecht störend erweist sich der kurze Steg, wenn man aus Versehen und unbemerkt die Bremse einmal um den Steg verdreht aufnimmt. Die Rolle kann dieser Drehung am kurzen, steifen Steg nicht komplett folgen. Sie stellt sich quer, der Bremszug wird hart, hakelig und fühlt sich wie blockiert an. Das kann bei einem Start mit mit verdrehter Bremse zu Stressmomenten führen.
Die Bremsgriffe sind mit einer roten und einer grünen Naht (links bzw. rechts) farbig markiert. Wer darauf achtet, kann das als Hilfe zum korrekten Aufnehmen der Bremsen nutzen. 


Der Ion 6 light im Sonnen-Roentgenblick. Die Kappe
kommt mit wenigen Querbändern aus.
Kappenfeedback:

Wie seine Vorgänger zeichnet sich auch der Ion 6 light durch eine angenehme Flugruhe aus. Das Profil ist recht pitchstabil und bleibt weitgehend neutral über dem Piloten. Die Steuerlast des aktiven Fliegens wird damit reduziert. 
Dennoch wirkt der Schirm in puncto Feedback einen Ticken sportlicher, direkter und mitteilsamer als die Vorgänger. Man spürt die geringere Krümmung bzw. die etwas höhere projizierte Streckung. Vielleicht ist die Kappe auch etwas steifer. Turbulenzen bekommt man als Pilot in Form kleinerer Schläge und einseitiger Heber jedenfalls etwas deutlicher übermittelt.  All das bewegt sich immer noch im wenig anstrengenden Rahmen und kommt dem verständlichen "Lesen der Luft" zugute. 
Infos an den Piloten liefert die Kappe hauptsächlich über die Tragegurte. Die Bremsen werden erst in stärkeren Thermiken etwas gesprächiger, liefern dann durch spürbar ansteigenden Bremsdruck gute Anhaltspunkte, welche Flügelhälfte gerade im besseren Steigen steckt.
Wenn zuweilen mal ein Ohr raschelt, was beim Ion 6 nur selten vorkommt (anders als bei dem in diesem Punkt auffälligen Mentor 6), ist das zwar hör- aber kaum spürbar. 


Kurvenflug:
Auch in diesem Punkt hat der Ion 6 gegenüber seinen Vorgängern für meinen Geschmack noch gewonnen. Zwar ist die Kurveneinleitung etwas weniger agil als beim Ion 5, doch die gleichmäßigere Bremsanlenkung sorgt für ein sehr harmonisches Kurvenverhalten, und zwar über alle Schräglagen hinweg. Einmal eingestellt, bleibt der Schirm sehr willig und ohne störende Aufstelltendenzen auf seiner Kreisbahn und muss nur selten und auch wenig mit der Außenbremse zurückgehalten werden.
Wie allgemein bei flacher gebauten Kappen ist es empfehlenswert, die Gewichtsverlagerung in der Kurvensteuerung stärker zu betonen. Das schnelle Nachdrücken von Kurven allein über die Bremse funktioniert weniger gut (zumal auch das Brake-Shifting mit dem kurzen Bremssteg erschwert ist, s.o.). Ein kurzer Kick mit der Hüfte bewirkt hier deutlich mehr. Zudem sollte man zur Feinsteuerung der Kurve besser mit der Außen- als der Innenbremse arbeiten. 


Auch der Ion 6 kommt weiter ohne Sharknose aus. 
Thermikeigenschaften:

Das Kurvenhandling spiegelt sich im den Thermikflug mit dem Ion 6 wieder. Der Flügel lässt sich gut und einfach in den Aufwind stellen und mit konstanter Kurvenschräglage nach oben zirkeln. Wer's etwas enger mag, sollte es vor allem mit mehr Gewichtsverlagerung und offener Außenbremse versuchen. Eine allzu tiefe Innenbremse ist da im Thermikflug eher kontraproduktiv. Mehr als 25 cm sind mit dem Ion 6 nicht nötig, eher deutlich weniger. Da bleibt noch viel Bremsweg als Reserve.
Gut gefallen hat mir beim Ion 6 light im Vergleich zu den Vorgängern, aber auch einigen Konkurrenten der Mid-B-Klasse ist, wie spurtreu er kreist. Selten mal lässt er sich von der Bahn abbringen oder abdrängen. In dieser Kurbelbeständigkeit hat mir der Schirm ähnlich gut gefallen wie der Advance Epsilon 9
Meistens reicht ein kurzer Gewichts-Nachdruck, um Aufrichttendenzen schon im Ansatz zu unterbinden, ohne größere Schaukeleien auszulösen. Das Kreisen bleibt dann ruhig, elegant und effizient.
Nur in stärker zerrissenen Verhältnissen hätte ich mir gelegentlich eine etwas direktere Ansprache des Flügels auf Impulse der Innenbremse gewünscht, um mich schneller in sehr enge Steigkerne einzuhängen.
Beim Ein- und Ausflug aus den Thermiken zeigt der Ion 6 trotz seiner kürzeren Leinen keine großen Charakter-Unterschiede zu seinen Vorgängern. Das pitchgedämpfte Profil hält den Flügel weitgehend neutral über dem Piloten. Ein für weniger erfahrene Piloten überraschendes Hineinspringen in starke Bärte habe ich nicht erlebt, genausowenig wie ein störendes Aufstellen. Auch beim Herausfallen muss man als Pilot kaum eingreifen.  
Trotzdem ist der Ion 6 in thermischer Luft kein unsensibler Charakter. Er zeigt, vielleicht auch durch die flachere Kappe und die kürzeren Leinen, die Lage von Steigbereichen sogar etwas klarer und direkter  an als seine Vorgänger. Das macht es leichter, Steiglinien intuitiv zu folgen. Ich konnte die Sprache des Schirmes von Anfang an ohne längere Eingewöhnungszeit verstehen und hatte ihn gleich im Griff. 


Kleine Ronstan-Rollen am Beschleuniger.
Hinweis: Ich nutze hier keine Brummelhaken,
sondern einen Buchtknoten für die Verbindung. 
Beschleuniger:
 Der Beschleuniger des Ion 6 light weist kleine Ronstan-Rollen auf, ist aber mit erträglichem Kraftaufwand zu treten. Selbst das aktivere Fliegen mit dem Gaspedal ist damit nicht so schnell ermüdend.
Im Fullspeed erreichte der Schirm bei meiner Belastung rund 11 km/h über Trimm. Ein guter Wert für einen Mid-B. Bis Halbgas zeigt der Schirm auch eine sehr vorteilhaft flache Polare, das Sinken nimmt erst im letzten Drittel deutlicher zu. Der Schirm bietet damit auch im Klassenvergleich  eine ansprechende Leistung. Vor allem aber ist der Speed im gesamten Bereich gut nutzbar. Selbst voll beschleunigt zieht der Ion 6 spurtreu und ohne störendes Rollen seine Bahn.
Der Schirm besitzt keine C-Handles. Wer Nickbewegungen über die C-Gurte kontrollieren will, sollte etwas Vorsicht walten lassen. Im beschleunigten Flug ist kaum Last auf der C-Ebene, die Zugkräfte sind entsprechend gering. Da kann man schnell einmal etwas zu große Inputs geben. Ich würde empfehlen, die C-Gurte nicht nach unten, sondern nur nach hinten zu ziehen. Das reicht in der Regel vollkommen aus. Zur sanften Richtungssteuerung kann man den entsprechenden, einzelnen C-Gurt einfach nur leicht nach innen drücken. 


Die angelegten Ohren des Ion 6 bleiben ruhig.
Ohrenanlegen:
 Die eingeholten Ohren bleiben ruhig, sind leicht zu halten und öffnen problemlos. Stärkere Bremsimpulse zum Öffnen, wie sie beim Ion 5 zuweilen noch nötig waren, braucht es nicht.


Steilspirale: Das gut kontrollierbare Kurvenverhalten zeigt sich auch in der Steilspirale. Die Sinkgeschwindigkeit lässt sich sehr gut kontrollieren. Der Schirm kommt sicher wieder aus der Spirale heraus.


Nicken: Beim induzierten Nicken (Aufschaukeln über die Bremsen) zeigt sich der Ion 6 light gut gedämpft, aber doch etwas lebhafter als die sehr stark pitch-gedämpften Vorgänger Ion 4 und Ion 5. Vielleicht ist das auch nur ein Effekt der kürzeren Leinen.  


Rollen: Auf ein induzierten Rollen nur über Gewicht spricht der Ion 6 ebenfalls etwas besser an als seine Vorgänger. Wirklich große Amplituden konnte ich mit den von mir genutzten Gurtzeugen aber  nur mit zusätzlichem Bremseinsatz erreichen. Der Schirm kehrt schnell wieder in seine ruhige Normalfluglage zurück. 


Die Schmutzauslassöffnungen am Stabilo sind
etwas klein. Die Rippen des Ion 6 sind an der
Hinterkante aber so genäht, dass ein schmaler
Kanal frei bleibt, durch den z.B. Sand hin zu 
den Flügelenden rieseln kann.
Packen:
 Wie bei Nova üblich sind an der Eintrittskante nur etwas dickere, weiche und  unempfindliche Stäbchen verbaut. Ansonsten gibt es keine weiteren Verstärkungen.  Man kann den Schirm deshalb bei Bedarf auch mal klein und eng packen. Dem kommt zugute, dass Nova zum Schirm einen Innenpacksack mit einem Roll-Top liefert. So lässt sich die Packlänge gut für verschiedene Rucksäcke optimieren. Im Vergleich zu anderen Leichtschirmen würde ich das Packvolumen des Ion 6 light als durchschnittlich bezeichnen. Das Innenleben des Schirms ist nicht auf extremen Leichtbau hin optimiert.


Qualität: Da habe ich keine Beanstandungen. Das Nahtbild an der Kappe und den Tragegurten macht einen sehr guten Eindruck. Die Materialmix ist bewährt. Als Schwachpunkt könnte man sehen, dass die Hinterkante ohne Einfaßband und nur mit einer einfachen Naht genäht ist. Diese Bauweise wird von Nova aber seit Jahren so gepflegt und gilt dort als bewährt. 


Fazit: Mit dem Ion 6 (light) hat Nova erstmals nicht nur eine schrittweise Evolution, sondern einen deutlicheren Wandel des baulichen Konzepts der Ion-Serie gewagt – und dabei aus meiner Sicht gewonnen. Die Vorgänger Ion 4 und Ion 5 hatte ich schon als gelungene Allrounder eingestuft. Der Ion 6 erfüllt die gleichen Erwartungen, passt zu den gleichen Pilotenanforderungen, bietet aber das noch etwas feinere, intuitivere (Thermik-)Handling. Als größtes Plus gegenüber dem Ion 5 und auch einigen aktuellen Konkurrenten aus dem Mid-B-Bereich (z.B. Advance Epsilon 9, Skywalk Arak, Phi Beat) sehe ich: Die Bauweise mit den kürzeren Leinen macht insbesonders das Starten bei anspruchsvolleren Bedingungen (Starkwind, kurzer Startplatz) einfacher. Damit ist der Ion 6, gerade in der Light-Version, eine interessante Option für Piloten, die Hike-and-Fly mit entspannter, aber zuweilen auch schon ambitionierterer XC-Fliegerei verbinden wollen. 


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