Der Nyos 2 RS ist laut Hersteller keine Revolution, sondern eine Evolution des Vorgängers – aber mit einigen bemerkenswerten Details. 

Der Nyos 2 RS im Roentgen-Blick. Markant
die innere Stoffwand des Rast-Systems 
zwischen B- und C-Ebene.

Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Swing Nyos 2 RS habe ich in rund zehn Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen in der Eifel und im Sauerland gewonnen. Geflogen bin ich den Swing Nyos 2 RS in der Größe SM (75-100 kg) mit rund 93 kg Startgewicht. Als Gurtzeug kam ein Karpofly Extra Light zum Einsatz. Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Swing zur Verfügung gestellt.


Hinweis: Wer besser verstehen will, mit welchem Fokus Lu-Glidz Gleitschirme testet und im Text auch feinen Details zuweilen viel Raum gibt, der sollte zuerst die Interpretationshilfe für Schirmtests lesen!


Schaut man nur auf die tabellarischen Details, so ist der Nyos 2 RS auf den ersten Blick kaum vom Nyos RS zu unterscheiden. Ein High-B mit 61 Zellen, einer ausgelegtenr Streckung von 5,8 und einem  Gewicht von 4,7 kg in der getesteten Größe SM. In den Details wird dann aber deutlich, dass die Weiterentwicklung mehr als nur "kosmetische" Korrekturen umfasst.

Insgesamt ist die Konstruktion von der Materialwahl etwas stabiler geworden. Die dünnen Nitinoldrähte in der Eintrittskante, die den relativ leichten Stoff des Nyos RS strapazieren konnten, sind beim Nyos 2 RS in Kunststoffröhrchen geschoben, um die Auflagefläche für den Stoff zu erhöhen. Zudem setzt Swing jetzt auf Porcher-Tuch (Skytex 38) in der Eintrittskante. Das Leinenmaterial wurde auf eine (dünnere) Kombination aus Dyneema und Aramid umgestellt, wobei hier die neuen, auch unummantelt farbcodierten 8001er Leinen von Edelrid zum Einsatz kommen. Der Leinensatz bietet einen vorbildliche Übersichtlichkeit.

Stützbänder in den
Zellöffnungen
Die Einlassöffnungen der Zellen fallen beim Nyos 2 RS etwas kleiner aus. Zudem sitzen in Zellmitte jeweils noch dünne Bändchen. Sie  helfen dabei, die Profilnase auch im beschleunigten Flug flatterfrei unter Spannung zu halten.

Eine markante Veränderung zeigt sich bei der Größeneinteilung. Während der Nyos RS in fünf Größen für 60-140 kg zugelassen war, fehlt beim Nyos 2 RS die Größe XL. Dafür ist die Zwischengröße SM hinzugekommen. Der zulässige Gewichtsbereich über die fünf, nun anders dimensionierten Größen reicht von 55-125 kg.

Eine wichtige Neuerung sitzt unsichtbar im Inneren. Swing-Konstrukteur Michael Nesler hat das Profil im Außenflügel angepasst und es als "semi-reflex" ausgeführt. Es soll etwas mehr Auftrieb liefern. Zudem ist es weniger empfindlich auf Anstellwinkelveränderungen, was wiederum eine andere Aufhängung des Außenflügels ermöglicht. Während beim Vorgänger die äußere C-Leine noch getrennt auf einem Durchläufer saß, über eine sogenannte C-Bridge mit dem eigentlichen C-Gurt verbunden, führen beim Nyos 2 RS alle C-Leinen direkt auf den C-Gurt. Dafür ist die C-Ebene nun über ein Gurtband samt Umlenkung mit der B-Ebene verbunden. Das heißt: Der Nyos 2 RS wurde für die C/B-Steuerung optimiert. Wie praxistauglich diese Lösung ist, steht weiter unten im Test.

Trimmcheck: Stammleinen
in identischer Länge
Ein tolles Design-Feature sei auch noch erwähnt, denn hier könnten sich andere Hersteller gerne etwas abschauen: Alle Stammleinen einer Ebene (A1/B1/C1, A2/B2/C2 etc.) sind jeweils genau gleich lang. Man kann so auf sehr einfache Weise auch zu Hause mal einen Trimm- und Symmetriecheck machen, indem man die Längen von A, B und C vergleicht. Sogar für die Bremsleine hat Swing eine spezielle Markierung an der Hinterkante angebracht, um einen simplen Längencheck durch Vergleich mit einer A-Leine durchführen zu können. Vorbildlich!

Wie alle Swing-Schirme ist auch der Nyos 2 RS mit dem RAST-System ausgestattet. Durch eine wie ein Ventil wirkende Querwand in Flügelmitte wird das Entlüften des hinteren Teils der Kappe bei Störungen gebremst, wodurch u.a. die meisten Kappenstörungen abgemildert werden sollen. Da ich auf Lu-Glidz schon häufiger über RAST geschrieben haben (z.B. Swing präsentiert Rast 2.0), verweise ich hier nur auf diese Posts oder auf die entsprechenden Infos zur Rast direkt auf der Website von Swing.


Schneisenstart mit dem Nyos 2 RS

Starten: Der Nyos 2 RS ist wie sein Vorgänger ein guter Starter. Man kann ihn, obwohl es kein Leichtgewicht ist, sogar bei sehr schwachem Wind noch rückwärts aufziehen. Die kleineren Zellöffnungen und die Mittelbändchen den Schirm vielleicht einen Ticken langsamer füllen. Da das Rast-System aber eh beim Aufziehen dafür sorgt, dass der abgeteilte Vorderflügel schneller profiltreu "steht", fällt das kaum auf.
Wichtig ist allerdings, den Schirm bis kurz vor den Scheitel zu führen und bewusst unter Zug zu halten. Ansonsten tendiert die Kappe dazu, etwas hängen zu bleiben oder gar wieder zurück zu fallen. In diesem Punkt tut etwas Gewöhnungszeit am Übungshang gut. Denn zieht man im oberen Drittel doch etwas zuviel, kann die Kappe durchaus überschießen. Mit passender Beinarbeit (Entgegenlaufen) lässt sich das aber fein dosiert abfangen. 
Es empfiehlt sich, den Schirm in einem Bogen auszulegen und nur mit den inneren A-Gurten aufzuziehen, sonst knickt er gerne beim Aufziehen mittig etwas ein. Cobra-Starts sind möglich, allerdings ist die Bremsanlenkung dafür nur suboptimal. Bei Starts an der Winde erweist sich der Nyos 2 RS als verlässlich und sehr spurtreu. 
Die Leinen sind durch ihre perfekte farbliche Unterscheidbarkeit gut zu sortieren. Ein wenig Sorgfalt muss man bei den dünneren Galerieleinen walten lassen. Die können sich gerne mal ineinander verhaken und verschlaufen.


Landen: Problemslos, aber kein Glanzpunkt. Beim Flare-Verhalten, dem langen bodenparallelen Ausgleiten, hat mich bisher noch kein Schirm mit RAST so richtig überzeugt. Das geht mit den meisten RAST-losen Modellen in der Regel eleganter und besser. Dennoch muss man mit dem Nyos 2 RS keine harten Landungen fürchten. Anfliegen, Abfangen, Auslaufen in klassischer Schulungsmanier funktioniert gut.
In manchen Landesituationen ist das RAST-System sogar vorteilhaft, z.B. bei engen Toplandungen im Wind. Man kann sehr tiefe, impulsive, kurze Bremsinputs setzen, ohne groß Gefahr zu laufen, den Flügel beim Runterpumpen abzureißen. Da RAST die Luft im Hinterflügel "gefangen" hält, muss dieser nach jedem Pumper nicht erst wieder durch einströmende Luft gefüllt werden, um seine Form zurückzugewinnen. Die Strömung bleibt somit länger im gesunden Bereich. Mit Bedacht eingesetzt, kann man den Nyos 2 RS damit ungeheuer punktgenau "einparken". 
Sicherheitshinweis: Wer bisher keine Erfahrung mit dem Manöver des Runterpumpens hat, sollte das auch mit dem Nyos 2 RS nicht unbesorgt einleiten, sondern am besten unter Anleitung und über Wasser die ersten Versuche damit starten.


Tragegurt mit massivem Bremsgriff. 
Auch die nicht ummantelten Leinen
sind farbcodiert

Bremsen: Der Nyos 2 RS besitzt einen recht massiven Bremsgriff. Der Steg ist in seiner Härte anpassbar, indem man verschiedene Versteifungselemente daraus entfernt. Das reicht dann von einem steifem bis völlig flexiblem Steg. Angenehm ist die breite Auflagefläche. Allerdings sind die Griffe recht schwer, werden von den Magneten nicht immer gut gehalten und fallen dann zuweilen störend zwischen die Leinen. Bei den Startvorbereitungen und beim Groundhandling kann das dann etwas fummelig werden.
Die Bremsen selbst haben einen vergleichsweise langen Vorlauf von über 10cm. Überhaupt sind die Bremswege im Vergleich mit den meisten anderen High-B-Schirmen auf der längeren Seite. 
Wie bei allen RAST-Schirmen ist der Bremsdruck nicht linear. Je nachdem, wie impulsiv man an den Bremsen zieht, schließt das RAST-Ventil mehr oder weniger. Entsprechend hat man mal einen vom Charakter etwas härteren, mal einen weicheren Hinterflügel am "Zügel". Unterm Strich würde ich die Bremse beim Nyos 2 RS als mittel bis hart beschreiben, und im Durchschnitt etwas härter als beim Vorgänger. Die Bremsanlenkung erfasst die Hinterkante recht gleichmäßig. Vom Charakter her ist so ein Setup eher auf gutes Thermikhandling als auf maximale Agilität ausgerichtet. 


Kappenfeedback: Der Nyos 2 RS zeigt sich, wieder RAST-tyisch, als kompakte und homogene Einheit. Den Piloten erreichen die Rückmeldungen fast nur über die Tragegurte. Erst nach längerem Thermikkreisen mit etwas tiefer gezogener Bremse nimmt der Druck im Hinterflügel soweit ab, dass auch dieser Kanal bedient wird.
Im Normalflug sind viele Druckänderungen am Flügel kaum zu bemerken, bzw. man muss als Pilot sein Sensorium dafür erst deutlich schärfen. Auch mir ging es so, dass ich bei den ersten Testflügen noch einige kleine Front- und Seiten-Entlaster einfing (keine wirklichen Klapper), ohne dass ich sie im Ansatz schon vorwarnend spürte. Die Auswirkungen blieben jeweils minimal, vermutlich auch wegen der Stützwirkung des RAST. Nach einigen Stunden unterm Schirm blieben diese Entlaster dann aber aus. Offenbar hatte ich unterschwellig gelernt, die subtilen Signale der Kappe zu deuten. 
Dennoch teilen sich in puncto RAST und Kappenfeedback die Geschmäcker. Manche Feinheiten der Luftströmungen bügelt der Nyos 2 RS einfach aus. Da wird das Fliegen vergleichbar mit dem Fahren einer schweren Limousine mit langem Radstand. Kleinere Bodenwellen (Turbulenzen) werden einfach ausgefiltert. Das Ergebnis ist eine hohe, durchaus entspannende Laufruhe.  Im Vergleich zu dem deutlich hibbeligeren Niviuk Ikuma 2P oder Drift Hawk, die ich zuvor getestet hatte, kam ich mir mit dem Nyos 2 RS anfangs fast so vor, als flöge ich in Zeitlupe. Die Kappe lässt einen hauptsächlich die großen, aber nur wenig der kleinen Luftbewegungen spüren.
Manch einer könnte diesen Mangel an Feinfühligkeit beklagen, weil es damit schwerer wird, die Luft im Detail zu "lesen". Wenn man sich darauf einstellt, muss dieser Charakter aber nicht zwangsläufig nachteilig sein. Man sollte nur umso mehr die Kappe laufen lassen und ihr vertrauen. Denn mit Bezug auf die Hauptströmungen in der Luft entpuppt sich der Nyos 2 RS als gar nicht unsensibel, sondern er folgt ihnen sehr willig.  


In der Thermik mit dem Nyos 2. Auch gegen
den Himmel sind die Leinen vorbildlich
unterscheidbar


Kurvenflug:
 Der Nyos 2 RS ist ein guter Carver, der es dem Piloten dankt, wenn er mit deutlicher Gewichtsverlagerung geflogen wird. Wenn man das beherzigt, behält der Schirm eine einmal eingestellte Schräglage sehr gut bei und fliegt die Kurven bzw. Kreise wie auf Schienen. Wichtig ist dabei, die Außenbremse möglichst offen zu halten. 
Ein dauerhaft sehr steiles Kreisen liegt dem Schirm etwas weniger. Er tendiert dazu, sich wieder bis zu einer Art Lieblingsschräglage aufrichten zu wollen. Wenn möglich sollte man sie ihm auch gönnen. 
Wenn man zuweilen in einem engen Steigkern deutlich innen nachzieht, neigt der Nyos 2 RS kaum zum Graben. Insgesamt würde ich ihn, bei gleichem Bremszug, als etwas weniger agil als den Nyos 1 RS einschätzen. Wenn man doch mal einen Haken schlagen will, ist eine etwas größere Bremsamplitude nötig als beim Vorgänger.
Besonders positiv fällt das Kurvenhandling in turbulenter Luft auf. Hier spielt der Schirm einen Vorteil des RAST-Systems voll aus: Selbst in verquasten Luftmassen bleibt der Nyos 2 RS damit gut steuerbar. Während Schirme ohne RAST in Turbulenzen öfter mal derart an Kappendruck verlieren, dass man mit weicher Hinterkante durch die Luft eiert, bleibt einem mit RAST länger ein gefüllter Hinterflügel als wirksame Steuerklappe erhalten. Mit impulsiver Steuerung kann man dem Schirm dann immer noch die Richtung diktieren. Das ist dann zwar sehr "physisch", weil die Zugkräfte dabei hoch sind. Aber die Art und Weise, wie man sich mit einem Nyos 2 RS zuweilen in ein starkes Thermikzentrum hineinhebeln kann, von dem man unter einem RAST-losen Flügeln eher nur abgeworfen würde, hat schon eine besondere Qualität.  


Thermikeigenschaften: Das sehr homogene und spurtreue Kurvenverhalten (Gewichtsverlagerung nicht vergessen!) kommt dem Nyos 2 RS in der Thermik zugute. Passend in der Schräglage eingestellt, korkt sich der Schirm in fast auto-zentrierender Weise nach oben, ohne dass man als Pilot noch groß nachhelfen muss.  Wichtig dabei: Die Außenseiten laufen lassen (Außenbremse auf). 
Im direkten Vergleich mit anderen Schirmen in gleichen Bärten habe ich den Nyos 2 RS zwar als nur durchschnittlichen Kletterer erlebt. Aber bei schwierigen Bedingungen (sehr schwaches Steigen oder arg zerrissene Thermiken), kann der Nyos 2 RS dennoch glänzen. Hier kann man sowohl von der Flugruhe als auch der oben beschriebenen guten impulsiven Steuerbarkeit des Schirmes profitieren.
Nun mag es auf den ersten Blick seltsam erscheinen, dass eine hohe Flugruhe auch bei sehr schwachem Steigen Vorteile bringt. Schließlich bekommt man die feineren Luftbewegungen vom Nyos 2 RS ja kaum angezeigt. Diese Eigenschaft schützt den Piloten allerdings auch davor, manchen Luftsignalen eine zu große Bedeutung beizumessen und dann z.B. zu häufig selbst nachzentrieren zu wollen. Für alle Gleitschirme gilt: Jeder steuernde Eingriff stört die vorherrschende Strömung am Profil und erhöht damit das Eigensinken der Kappe. Ein sauber im Kurvenflug eingestellter Schirm wird, ohne weitere Steuerausschläge, das bessere Steigen haben. Dass der Nyos 2 RS den Piloten seltener dazu verleitet, das Kreisen in letztendlich ineffizienter Weise korrigieren zu wollen, kann sich also unterm Strich durchaus positiv auswirken.  


Im beschleunigten Flug. Die Hände liege auf
dem Verbindungsgurt der C/B-Steuerung

Beschleuniger:
 Der Nyos 2 RS besitzt einen im Rund der High-B-Schirme besonders angenehm zu tretenden Beschleuniger. Im Fullspeed habe ich bis zu 14 km/h über Trimm erreicht. Wobei dieser Wert nur eine ungefähre Angabe ist. Bei allen meinen Testflügen im Sommer '22 hatte ich nie wirklich ruhige Bedingungen. 
Die Gleitleistung voll beschleunigt liegt etwas über der des Nyos 1 RS. Hier kann der Schirm jetzt gut mit anderen modernen High-B mithalten, zumal er einen sehr guten Geradeauslauf besitzt und zum beschleunigten Fliegen einlädt. Die Rolltendenz ist im Vergleich zum Vorgänger reduziert.
Der Nyos 2 RS weist jetzt eine sogenannte C/B-Steuerung auf. C-Gurt und B-Gurt sind über einen weiteren Gurt flaschenzugartig miteinander verbunden. Zieht man den C-Gurt nach unten, wird der B-Gurt zu 50% der Strecke auch herabgezogen. So kann man beim beschleunigten Fliegen den Anstellwinkel der Kappe kontrollieren, ohne aus dem Beschleuniger gehen zu müssen.
Leider ist die von Swing gewählte Bauweise der Umlenkung recht schwergängig. Denn da läuft ein rubbeliges Gurtband über einen Metallschäkel. Ein wirklich feinfühliges Eingreifen ist damit kaum möglich, weil zu kraftaufwändig. 
Auf Dauer habe ich dann doch viel lieber mit den Füßen im Beschleuniger gespielt, als mit den Händen. zu arbeiten. Hinzu kommt, dass die C/B-Steuerung den Piloten zu einer sehr hohen Griffposition zwingt. Das ist gleichermaßen anstrengend, auskühlend und nicht gerade strömungsgünstig. Da bieten andere Hersteller mit kugelgelagerten Umlenkrollen o.ä. deutlich praxistauglichere C/B-Systeme. Für kleinere Richtungskorrekturen im beschleunigten Flug ist die Swing-Variante aber zu gebrauchen.


Ohrenanlegen: Das Anlegen der Ohren geht einfach über die äußeren A-Leinen. Sie bleiben ruhig, können aber auch schlagen. Der markante Unterschied hängt davon ab, wie tief man die Ohren zieht. Wenn sie schlagen, hat man zu tief gezogen und sollte etwas nachlassen. In der nicht schlagenden Tiefe sind die Ohren allerdings noch nicht besonders effektiv. Die Haltekräfte sind gering. Die Ohren öffnen etwas verzögert. 


Der Nyos 2 RS steht straff über dem Piloten

Steilspirale:
 Der Nyos 2 RS hat relativ lange Leinen. Die Kappe kann in der Spirale schnell deutlich spürbare G-Kräfte entwickeln. Wenn man sie nicht impulsiv erzwingt, erfolgt die Spiraleinleitung ohne Hast. Der Schirm braucht schon deutlicheren Brems- und Gewichtseinsatz, um richtig abzukippen. Das Manöver lässt sich sehr gut kontrollieren. Die Kappe hat ein deutliches Aufrichtemoment. 


Nicken: Die Nickdämpfung der Kappe ist gut abgestimmt, angenehm für den allgemeinen Flug, aber nicht übertrieben. Der Schirm lässt sich über die Bremsen sogar relativ schnell weit aufschaukeln. Im Normalflug fällt das aber nicht negativ auf. Hier zeigt sich der positive Effekt eines "Langleiners". 


Rollen: Wie bei den meisten Schirmen aus der Feder Michael Neslers als Konstrukteur ist der Nyos 2 RS durchaus rollfreudig und spricht sehr gut auf Gewichtsverlagerung an. Allein damit lässt sich der Flügel schon weit aufschaukeln. Mit nur etwas Bremse werden daraus schnell hohe, gut kontrollierbare Wingover.


Packen: Der Nyos 2 RS besitzt keine besonders langen Stäbchen. Das ermöglicht ein von der Länge her kompaktes Packmaß. Durch die zusätzlichen Quadratmeter Stoff in Flügelmitte für das RAST-System  wird Gesamtpaket am Ende aber doch etwas voluminöser als bei den meisten heutigen High-B-Schirmen. Swing liefert einen robusten Zellenpacksack mit dem Schirm. 


Stabil vernähte Leinenaufhängung.
Diagonalen sind am Rand umgenäht
um die Dehnung zu verhindern
Qualität:
 Hier gibt es nichts zu klagen. Die Nähqualität ist durchweg gut. Am Nyos 2 RS haben mir zudem einige durchdachte Detaillösungen sehr gut gefallen. Dazu zählen die eindeutigen Leinenfarben, die simple Leinenlängen- bzw. Trimmkontrolle (längengleiche Stammleinen). Das etwas stabilere Tuch an der Eintrittskante und die zusätzliche Ummantelung der Nitinol-Stäbchen gleichen zwei der Schwachpunkte des Vorgängers aus. Die einzigen kleinen Kritikpunkte: Die Magnete sind etwas zu schwach für die schweren Bremsgriffe. Und beim  mitgelieferten Zellenpacksack wäre ein Reißverschluss mit Verklemmschutz wünschenswert.


Fazit: Der Nyos 2 RS ist eine gelungene Weiterentwicklung des Nyos RS, zum einen in puncto Robustheit, zum anderen mit einem Spritzer mehr Leistung. Allerdings ist die realisierte Variante einer C/B-Steuerung wegen des hohen Kraftaufwandes kein echter Gewinn. Unterm Strich gilt für den Nyos 2 RS das gleiche wie für den Vorgänger: Gegenüber Konkurrenten sticht er als guter Starter mit hoher Flugruhe und präziser Manövrierbarkeit gerade in turbulenter Luft hervor. "Erkauft" wird das mit einer RAST-typischen, gefilterten Mitteilsamkeit der Kappe. Da der Flügel allerdings gut den Hauptströmungen in der Luft folgt, darf man ihm getrost vertrauen, um sich zu den Aufwindbereichen tragen zu lassen. Dass das Fliegen mit dem Nyos 2 RS durch das RAST-System im Vergleich zu anderen High-B-Schirmen entspannter erscheint (bei turbulenten Bedingungen), sollte einen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich dennoch um einen Flügel mit durchaus sportlichem Grundcharakter handelt. Wegen des Packvolumens und Gewichts ist der Schirm nur bedingt für Hike-and-Fly geeignet. In der Luft ist er aber ein guter Allrounder, der fürs Gebirge wie fürs Flachland gleichermaßen taugt.


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