Eine Doppel-B-Gabel (links im Bild) an einem Mentor 6. // Quelle: Nova |
Bei der Doppel-B-Gabel sitzt die vordere Gabelleine etwas näher an der A-Ebene und die hintere näher an der C-Ebene als das mit einer B-Leine mit einem einzelnen Angriffspunkt der Fall wäre. Dadurch wird das Profil insgesamt besser abgestützt. In turbulenter Luft wird es dann etwas weniger in sich arbeiten, was letztendlich der Leistung zugute kommt.
Manche anderen Hersteller nähen heute sogenannte Gibus-Bögen über der B-Ebene auf die Profile. Diese halbkreisförmigen Stäbchen, teilweise sogar in doppelter Ausführung, haben einen ähnlichen Effekt, das Profil breiter abzustützen. Allerdings geht das typischerweise mit etwas mehr Gewicht und gewissen Einschränkungen beim Packen einher. Die Doppel-B-Gabel erfüllt den gleichen Zweck in Leichtbauweise.
Natürlich bietet die zusätzliche Gabelleine auch einen zusätzlichen Luftwiderstand, was theoretisch leistungsmindernd sein sollte. Wenn diese Leinen allerdings vergleichsweise kurz ausgeführt sind, sitzen sie noch in der langsamer strömenden Grenzschicht des Untersegels und zudem im Windschatten hintereinander. Der negative Effekt sollte dann vernachlässigbar sein.
Zumal die bessere Profilabstützung dem Konstrukteur die Freiheit gibt, einen Teil der gewonnenen Stabilität auch in ein etwas dünneres Profil gewissermaßen "zu investieren". Ein dünneres Profil reduziert den Gesamtwiderstand. Wie so häufig im Gleitschirmbau gibt es für den Leistungsdrang eine Fülle an Stellschrauben, an denen gedreht werden kann.
Übrigens: Nach Auskunft von Nova-Konstrukteur Philipp Medicus besitzt der Mentor 6 im Vergleich zum Mentor 5 tatsächlich ein etwas dünneres Profil.
12 Kommentare
...das ist ja etwas gaaaaaanz Neues... Der BiBeta 6 (und der PiBi) von Advance hat das auch schon:
AntwortenLöschenhttps://www.advance.ch/fileadmin/user_upload/Gleitschirme/BIBETA/BIBETA_6/20161026_Leinenplan_BIBETA6.pdf
@Karl-Heinz. Vielleicht erst mal genauer hinschauen, bevor man so viele "a" in gaaanz Neues hineinpackt. Denn es kommt auch immer auf die Details an.
AntwortenLöschenDer Leinenplan von BiBeta6 und PiBi zeigt ein bisschen etwas anderes als eine Doppel-B-Gabel. Beim BiBeta6 gabelt sich zwar auch die B-Ebene, allerdings schon viel tiefer und mit viel größerem Abstand zwischen den Aufhängungspunkten (in der Flügeltiefe). Nicht von ungefähr ist die Gabel dann im Advance-Leinenplan als B und C eingetragen. Und auch die dritte Leinenebene gabelt sich in D und E. Das ist gut, um die Kappe ordentlich abzuspannen. Die vielen, vergleichsweise langen Galerieleinen sind dann aber im Sinne des "Leistungsdrangs" nicht mit einer kurzen Doppel-B-Gabel gleichzusetzen.
Wenn man den Bi.Beta 6 Leinenplan ansieht, dann erkennt man einen Schirm mit 5 Leinenebenen, bei dem jeweils die 2./3. und 4./5. Ebene zum B- und C-Gurt zusammengeführt werden. Der Hintergrund ist hierbei wohl für die hohe Flächenbelastung und Flügeltiefe eines Tandems eine gute Lastverteilung zu erzielen bei gleichzeitiger Einsparung von Leinenmetern. 4./5. waren übrigens beim Bi.Beta 5 auch schon zusammengefasst. Unter anderem neu am Bi.Beta 6 ist also die Zusammenfassung von 2. und 3. Leinenebene auf einen Gurt.
AntwortenLöschenLucian beschreibt im Gegensatz dazu die leistungsoptimierte B-Anlenkung des Mentor 6. Der Leinenplan ist noch nicht online, sonst würde man den deutlichen Unterschied auf den ersten Blick sehen.
Ich bin vor 10 Jahren schon Schirme mit kurzer B-Gabel geflogen. Trotzdem sind Artikel wie diese interessant, da sich eine "alte" Idee u. U. in einer neuen Konstruktion anders bewährt.
AntwortenLöschenGeht dann noch ein B-Stall?
AntwortenLöschenHallo Alex, sag mal bitte, welche Schirm das waren vor zehn Jahren. Fändes es insbesondere interessant zu wissen, welche Hersteller das damals schon gemacht haben. Danke! Tim
AntwortenLöschenwenn ich mich richtig erinnere hatte der Ozone Vulcan auch Vergabelungen auf der B-Ebene.
AntwortenLöschenSwing Stratus NT und WRC.
AntwortenLöschenDer Leinenplan des Mentor6 ist jetzt im Manual auf der Nova Homepage abgebildet. Dort sieht man auf den ersten Blick den Unterschied.
AntwortenLöschenDer Vulcan hatte keine Doppelgabel, sondern wie der BiBeta6 die B/C-Ebene auf einen Tragegurt zusammengefasst. Für die D und E-Ebene war jeweils ein eigener Gurt vorhanden.
Dünne Profile sind ein Gleitschirm Mythos. Dünne Profile haben vielleicht per se etwas geringeren Widerstand, aber deswegen nicht gleich ein besseres Auftriebs-Widerstands Verhältnis. Wichtiger als die Profildicke ist die Anströmfläche, die zusätzlich vom Anstellwinkel abhängt.
AntwortenLöschenUnsere Langsamflügel können schon eine ordentliche Dicke vertragen. Die 2 Leiner haben mit ihren großen Streckungen sogar die dicksten Profile.
Hi Sebastian,
AntwortenLöschenZweileiner haben dicke Profile, weil sie sonst wegen dem großen Abstand zwischen A und B Ebene knicken würden. Der Vorteil von nur zwei Leinenebenen wird also durch den Nachteil eines dickeren Profils erkauft.
Die vielen Stäbchen moderner Zweileiner dienen nicht zuletzt dazu, dennoch ein halbwegs dünnes Profil zu ermöglichen. Das Profil ist jedenfalls so dünn, wie möglich.
Müsste man nicht auf die (Form)Stabilität des Profils Rücksicht nehmen, und könnte man das Profil ausschließlich unter aerodynamischen Gesichtspunkten optimieren, wäre es dünner.
(Mit Dicke meine ich das Verhältnis aus Dicke zu Flügeltiefe, also die relative Dicke.)
Danke. :-)
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