Der Chili 5 in seinem Element. // Alle Fotos: Lu-Glidz |
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Skywalk Chili 5 habe ich in circa zehn Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen in diversen Fluggeländen im Chiemgau gewonnen. Geflogen bin ich den Chili 5 in der Größe XS (70-95 kg) mit rund 90 kg Startgewicht. Als Gurtzeug kam ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug) zum Einsatz. Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von der Flugschule Freiraum zur Verfügung gestellt.
[Wer noch keine Erfahrung mit der Test- und Beschreibungsweise der Schirmtests von Lu-Glidz hat, sollte zuerst die Interpretationshilfe für Schirmtests lesen!]
Mit der Chili-Reihe folgt Skywalk dem Anspruch, die Schirme jeweils in der Leistungsspitze der B-Klasse zu positionieren. Der Chili 4 hatte da schon gut mithalten können und gute Kritiken erhalten. Der Chili 5 setzt vom Konzept her in vielen Punkten auf Kontinuität. Von den technischen Daten her gibt es erst einmal kaum Unterschiede zum Vorgänger: Streckung (5,6) und projizierte Streckung (4,18) sind nahezu identisch, die Zellenzahl von 57 ist die gleiche, die Fläche ist nur in der zweiten Nachkommazahl kleiner.
Das Tuch TX-Light hat ein charakteristisches Muster doppelter Ripstop-Fäden. |
Einige Änderungen gibt es auch beim Leinenlayout. So hat der Chili 5 im Zentrum wieder eine D-Leinen-Galerie bekommen. Und auch beim Kappenaufbau im Inneren hat Skywalk diesmal auf eine 4-Zell-Überspannung mit entsprechend komplexeren Diagonalrippen wie noch beim Chili 4 verzichtet und stattdessen eine weitere Profilrippe aufgehängt. Der Kohärenz der Kappe ist das durchaus dienlich, aber dazu später mehr.
Sehr dünne Bremsleinen aus Dyneema (DC 35) verlangen Achtsamkeit am Startplatz. |
Ein im Detail größere Änderung hat der Tragegurt erfahren. Dieser ist nun so aufgebaut, dass er eine effektivere BC-Steuerung erlaubt. Der B-Gurt ist als Flaschenzug ausgeführt, der mit dem C-Gurt verbunden ist. Zieht man die C-Gurte herunter, werden auch die B-Gurte anteilig mitgezogen, um leistungsoptimiert eine möglichst geringe Profildeformation zu erreichen.
Wie schon der Chili 4 besitzt auch der 5er eine Shark-Nose an der Front, deren Profil einen spürbaren Zug nach vorne entwickelt. Im hinteren Flügelteil sitzen an den meisten Rippen teils mehr als einen Meter lange C-Wires aus flexiblen Nylondrähten, die das Profil in Turbulenzen und bei leichtem Bremszug besser in Form halten. Packtechnisch braucht man dadurch aber keine Nachteile zu befürchten. Das Material ist weich genug, um die üblichen Biegeradien im Packsack schadlos zu überstehen.
Starten: Die Startvorbereitungen mit dem Chili 5 sind einfach. Die farbcodiert ummantelten Stammleinen fallen gut auseinander. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit – auf unsauberen Startplätzen schon mal mit etwas mehr Fiddelei verbunden – muss man der der Bremsleine widmen. Die sehr dünnen Galerien der Bremsspinne können sich bei entsprechender Vegetation als schlingfreudig erweisen. Und vor allem bei scharfkantigen Steinen am Startplatz sollte man damit vorsichtig sein, sonst ist schnell mal eine Leine durchtrennt.
Der übersichtliche und gut farbcodierte Leinensatz des Chili 5. |
Ein Hinweis ist hier auch noch zu den Tragegurten angebracht: Die bestehen beim Chili 5 aus relativ schmalen Gurten. Allerdings ist die Einhängeschlaufe breit ausgeführt. Wer an seinem Gurtzeug schmale Karabiner einsetzt, kann damit u.U. schon Platzprobleme bekommen.
Das Aufziehen des Chili 5 ist simpel. Die Kappe füllt sich schnell und baut früh über die gesamte Breite Spannung auf, um dann als kohärenter Block zu steigen. Das funktioniert selbst bei schwachem Wind sehr gut mit nur den inneren A-Gurten.
Bei stärkerem Wind sollte man möglichst wenig Zug auf die A-Ebene geben. Der Schirm steigt sonst sehr flott und kann nicht mehr so leicht eingefangen werden. Ein bewusstes Depowering durch frühes Entgegenlaufen ist wichtig. Mit etwas Eingewöhnung wird man damit aber gut zurechtkommen. Auch Kobrastarts sind ohne besondere Tricks möglich.
Gegenüber dem Vorgänger ist das Starkwindhandling des Chili 5 sogar einfacher geworden. Hier macht sich die geänderte Abspannung mit einer zusätzlichen D-Galerie in der Schirmmitte positiv bemerkbar. Über die C-Ebene hat man den Schirm im Starkwind nun besser im Griff.
Insgesamt würde ich den Chili 5 als unkomplizierten und angenehmen Starter im Rund der High-B-Schirme einstufen.
Landen: Keine Auffälligkeiten. Gutes Flare-Verhalten.
Die Bremsschlaufe des Chili 5 hier in der per Klettband verengten Form. |
Die Bremse greift früh und auch der effektiv benötigte Steuerweg ist für diese Klasse erstaunlich kurz. In der Praxis reichen 20 cm Zugweg für die meisten Steuermanöver aus.
Der Steuerdruck ist etwas höher als ich es von anderen Skywalk-Schirmen kenne. Man fliegt von Anfang an mit einem gut spürbaren Zugwiderstand und hat so das Gefühl, den Schirm "in der Hand zu haben". Im üblichen Steuerbereich empfand ich diese Einstellung auch bei längeren Flügen nicht als ermüdend. Wer aus der Gewohnheit heraus mit stärkerem Bremseinsatz fliegt (was de facto nicht nötig und sogar kontraproduktiv ist), wird die Bremse aber als bereits recht hart empfinden.
Der Stallpunkt des Chili 5 ist etwas schwammig. Hier gilt es aufzupassen: Die Bremswegreserven bis zum Abriss fallen auch wegen der früh greifenden Bremse etwas knapper aus.
Gekreuzte Stäbchen bilden die Shark-Nose des Chili 5. |
Die meisten Infos fließen dabei über die Tragegurte. Die Bremse erweist sich als gedämpfter Rückkanal. Wer zum Beispiel von einem Skywalk Arak kommt, der eine artikulierte Bremssprache spricht, wird seine Hände als "Ohren" für den Chili 5 deutlich spitzen müssen, um dessen "Bremsgeflüster" zu verstehen.
Kurvenflug: Der Chili 5 gehört in puncto Agilität weiter zu Spitzengruppe seiner Klasse. Er ist, nicht nur in diesem Punkt, vergleichbar mit dem Rook 3 von Tripleseven. Er spricht sehr gut auf Gewichtsverlagerung an und benötigt dann selbst für engere Kurvenradien nur wenig Bremse. Hakenschlagen und schnelles Nachdrücken sind kein Problem.
Das Schräglagenregime empfand ich als nicht ganz so linear und elegant wie beim Rook 3. Der Chili 5 besitzt einen Kipp-Punkt, bei dem der Flügel sich schneller steiler stellt. Geht man nicht über diesen Punkt hinweg, carvt der Schirm sehr harmonisch und ähnlich wie der Ozone Rush 5 oder ein Swing Nyos RS wie auf Schienen durch die Luft. Nur in turbulenteren Bedingungen verliert der Chili 5 ein wenig dieser Kurven-Eleganz. Er tendiert gelegentlich dazu, sich etwas aufrichten und abdrängen zu lassen. Der aufmerksame Pilot kann das aber früh erkennen. Mit leichtem Nachdruck lässt sich der Schirm dann auf der Bahn halten.
Der Chili 5 im Roentgen-Blick. |
Der Chili 4 hatte noch die Eigenschaft, sehr deutlich in Thermiken hinein zu ziehen und in manchen Fällen sportlich hinein zu springen. Das macht der Chili 5 nun deutlich moderater, was für mein Empfinden angenehmer und am Ende auch effizienter ist.
Zum einen muss man als Pilot seltener mit solchen Überraschungsmomenten rechnen, bei denen man gezwungen wird, einen hengstigen Flügel zügeln zu müssen. Zum anderen verlangt ein Flügel, der nicht so stark in die Thermik vorpitcht, weniger Feinkontrolle des Piloten, um einen harmonischen Übergang vom sprunghaften Einstieg in die Blase zum satten Kreisen darin zu erreichen. Der Chili 5 zieht einfach neutral in die Bärte hinein, ohne dem Piloten dabei viel zusätzliche Arbeit aufzuhalsen. Letztendlich verläuft das Thermikfliegen deshalb für einen High-B angenehm entspannt.
Ich würde den Chili 5 beim Thermikfliegen und in brodelnden Luftmassen als zugänglicher für eine deutlich breitere Pilotenschar einstufen als den Vorgänger oder den Rook 3 (den ich hier öfter anführe, weil beide Schirme ansonsten in einer ganz ähnlichen Liga spielen).
Nur in turbulenteren oder auch stärker versetzenden Bärten würde ich dem Schirm kleine Abstriche in der Thermiknote geben. Hier kann sich die im Punkt "Kurvenflug" beschriebene Tendenz zum Aufrichten und dem dann nötigen Nachsteuern durch den Piloten gelegentlich bemerkbar machen. Dennoch bleibt unterm Strich: Den Chili 5 dürften die meisten Piloten als sehr angenehmen und effizienten Kurbler erleben.
Beschleuniger: Der Chili 5 besitzt große, kugelgelagerte Beschleunigerrollen. Das Speed-System lässt sich angenehm leicht treten und lädt ein, viel damit zu spielen. Auch nach längeren beschleunigten Passagen ist das nicht ermüdend.
Mit dem Tester in Größe XS konnte ich einen Geschwindigkeitszuwachs von rund 13-14 km/h über Trimm erfliegen. Das ist für High-B-Geräte ein sehr guter Wert. Zumal der Schirm selbst bei Full-Speed einen sehr guten Eindruck hinsichtlich Gleiten und Spurtreue hinterlässt.
Sehr angenehm empfand ich, dass der Chili 5 beim Beschleunigen nicht stark wegtaucht, sondern seinen Gleitpfad effizient beibehält. Die Windgeräusche nehmen halt zu. Erst im letzten Beschleunigerdrittel bricht die Polare etwas ein. Doch auch da würde ich den Chili 5 derzeit mit an die Leistungsspitze im Rund der High-B setzen.
Die BC-Steuerung des Chili 5. Zieht man am C-Gurt, wird auch die B-Ebene anteilig mit ausgelenkt. Das Verbindungsband vom C- zum B-Gurt drückt leider störend auf die unteren Finger. |
Leider erfordert das System beim Chili 5 trotz Flaschenzug noch erstaunlich viel Zugkraft. Das kann auf Dauer ermüdend sein. Beim Rook 3 zum Vergleich habe ich die ebenfalls gekoppelte BC-Steuerung als deutlich leichtgängiger erlebt. Allerdings sei angemerkt: Der Rook 3 ist bisher der einzige von mir getestete B-Schirm, bei dem ich eine gekoppelte BC-Steuerung als vom Kraftaufwand her gut nutzbar empfand. (Zum Ozone Rush 6, BGD Base 2 und Nova Mentor 7, die als aktuelle High-B ähnliche Tragegurtvarianten zur BC-Steuerung bieten, habe ich noch keine Erfahrungswerte...)
An der BC-Lösung des Chili 5 stört mich vor allem aber ein anderes Detail. Am C-Gurt sitzen keine Extra-Steuergriffe, sondern man greift direkt die C-Gurt und legt dabei seine Hände auf das Verbindungsband zwischen C- und B-Gurt. Das Band wirkt dort wie der untere Teil einer Schlaufe. Grundsätzlich finde ich diese Bauweise gut, weil kein harter Griff seitlich am Gurt herausstakt und man so auch eine sehr natürliche Handhaltung einnehmen kann. Allerdings liegt beim Chili 5 der Verbindungsgurt so nah am C-Gurt an und führt so steil zum B-Gurt, dass er einem beim Hineingreifen die unteren (kleinen) Finger einschnürt und abdrückt. Das empfand ich als unangenehm. Natürlich kann man einfach etwas höher greifen, aber dann funktioniert das System der BC-Koppelung nicht mehr so gut.
Gut gefallen haben mir die neuen Möglichkeiten, die die BC-Steuerung beim Thermikfliegen eröffnet: Man kann in schwachen Bedingungen den Außenflügel des Chili 5 einfach laufen lassen und die Schränkung des Innenflügels ohne Bremseinsatz nur dadurch progressiv verstellen, dass man den C-Gurt vor dem Piloten etwas nach innen drückt. Die Auslenkung wirkt dann stärker auf den Außenflügel und unterstützt somit den Kurvenflug. Die Steigleistung des Chili 5 ist mit dieser Steuervariante im Vergleich zum Thermikfliegen mit Bremseinsatz sogar noch etwas besser. Solche Techniken sind freilich etwas für schon erfahrenere Thermikflieger. Es ist aber toll zu sehen, was man mit diesen modernen B-Schirm-Konstruktionen mittlerweile auch steuertechnisch anstellen kann.
Steilspirale: Den Chili 5 kann man, passend zur allgemeinen Agilität, sehr flott in die Spirale ziehen. Dort bleibt er gut kontrollierbar. Die Sinkgeschwindigkeit lässt sich fein einstellen. Die Ausleitung gelingt problemlos. Ein wenig Zug auf der Außenbremse beschleunigt das Aufrichten.
Nicken: Der Chili 5 besitzt im normalen Flug eine angenehme Nickdämpfung, deutlicher als sein Vorgänger. Beim induzierten Nicken lässt sich der Schirm dennoch flott zu großen Amplituden aufschaukeln. Steuer- und flugspaßtechnisch kann eine solche Dynamik hilfreich sein. Allerdings ist der Chili 5 vom Leinensatz her nicht auf Freestyle, sondern das leistungsorientierte XC-Fliegen ausgelegt.
Rollen: Der Schirm spricht gut auf Gewichtsverlagerung an. Auch ohne Bremseinsatz lässt sich der Schirm schon weit aufschaukeln. Im normalen und auch im beschleunigten Flug zeigt die Kappe aber keine störende Rolltendenz.
Qualität: In vielen Details ist der Chili 5 gut durchdacht und konstruktiv sauber gelöst. Löblich ist zum Beispiel, dass die Stabilo-Leine im unteren Drittel einen farblich auffälligen, orangenen Mantel besitzt. Tragegurt und Bremsgriff hinterlassen einen wertigen Eindruck. Die Zellöffnungen sind mit Einfassbändern sauber vernäht. Am Achterliek ist am Ende der Rippen ein kleiner Kanal freigelassen, damit Sand und feiner Dreck auch von der Schirmmitte zu den Schmutzauslassöffnungen an den Stabilos rieseln kann. Die C-Ebene ist fürs leichtere Nachtrimmen im Leinenschloss vorgeschlauft. Der Kompressions-Innenpacksack hat einen Reißverschluss mit Klemmschutz, etc. Hier machen sich die Konstrukteure also sichtbar Gedanken – und gute noch dazu.
Etwas weniger hochwertig war mein Eindruck vom Inneren der Kappe. Da waren bei meinem Tester manche Leinenansatzpunkte etwas lieblos vernäht und unsauber abgelängt. In einem Fall fehlte sogar eine erforderliche Riegelnaht komplett. Dass so etwas der Qualitätskontrolle durchrutscht kann mal passieren. Da das aber leicht sichtbar an einer Aufhängung der A-Ebene war, von der man sich doch lieber ein ausreichende Festigkeit wünschen würde, frage ich mich schon: Hätte so etwas bei einer sorgfältigen Endkontrolle nicht auffallen müssen?
Fazit: Der Chili 5 ist ein würdiger und in meinen Augen sehr gelungener Nachfolger des Chili 4. Ob er diesen leistungsmäßig tatsächlich übertrifft, kann ich von meinem Test her mangels direktem Vergleich nicht sagen. Auf jeden Fall ist die Leistung des Chili 5 nun aber für eine breitere Pilotenschar zugänglich als beim Vorgänger. Der Wohlfühlfaktor unterm Schirm ist schlichtweg größer, ohne Abstriche bei der Agilität und Sportlichkeit machen zu müssen. Der Chili 5 ist damit ein Flügel, den ich nicht mehr nur erfahreneren High-B-, sondern auch schon aufstiegswilligen Mid-B Piloten mit wachsenden XC-Ambitionen und einiger Thermikerfahrung empfehlen würde. Auch für Flachlandflieger ist der Schirm mit seinen Thermikschnüffler-Qualitäten eine gute Wahl. Mit Blick auf Gewicht und Packvolumen ist der Chili 5 freilich nur bedingt für Hike-and-Fly geeignet. Dieses Feld wird die geplante Leichtversion dann richten müssen.
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2 Kommentare
Hi Lucian, thanks for this detailed review of the Chili5.
AntwortenLöschenI acquired recently this wing, and my previous one was the Skywalk Arak. Therefore, I would like to better understand the paragraph in German below, which seems to be important when coming from the Arak. I am French, fluent in English but not at all in German ;-) and the Google translation does not seems to translate it correctly. So if you could re-explain it in English, it would be nice.
"Die meisten Infos fließen dabei über die Tragegurte. Die Bremse erweist sich als gedämpfter Rückkanal. Wer zum Beispiel von einem Skywalk Arak kommt, der eine artikulierte Bremssprache spricht, wird seine Hände als "Ohren" für den Chili 5 deutlich spitzen müssen, um dessen "Bremsgeflüster" zu verstehen."
Hi Pat. It just means that the Arak is much more talkative on the brakes than the Chili 5. So you will have to adapt and "read" the signals coming via the risers.
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