Der Iota DLS ist ein so leistungsstarker wie zugänglicher High-B mit einem sehr ausgewogenen, exakten Handling. 

Hoch über der Eifel mit dem Iota DLS.
// Fotos: Lu-Glidz

Die hier beschriebenen Eindrücke zum Advance Iota DLS habe ich bei Flügen und Groundhandling-Sessions rund um die Eifel und am Bischling gewonnen. Geflogen bin ich den Iota DLS in der Größe 25 (80-100 kg) mit rund 93 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein leichtes Liegegurtzeug von Karpofly. Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Advance zur Verfügung gestellt.


[Wer besser verstehen will, mit welchem Fokus Lu-Glidz Gleitschirme testet, der sollte zuerst die Interpretationshilfe für Schirmtests lesen! Mir geht es nicht darum, Schirmen eine Gesamtnote zu geben, sondern die verschiedenen Eigenschaften zu beschreiben. Was wem wie wichtig ist, liegt am Ende im Auge des Betrachters und hängt mit eigenen Vorlieben und auch Erfahrungen zusammen. Bedenke auch: Ich teste immer nur eine Größe mit einem Typ von Gurtzeug im oben angegebenen Gewichtsbereich. Ein anderes Setting könnte auch ein abweichendes Verhalten ergeben.]


Mit dem Iota DLS schreibt Advance seine erfolgreiche High-B-Schirmserie fort. DLS steht dabei für "Durable Lightweight Structure", was man sinngemäß als "haltbaren Leichtbau" übersetzen kann. Er entspricht dem neuem Designkonzept der Marke, alle unbelasteten Teile möglichst leicht zu bauen, ohne bei den Flügelbereichen, die einer stärkeren Abnutzung unterliegen, irgendwelche Kompromisse einzugehen.

Und so finden sich am Obersegel die stabileren Tuchqualitäten Skytex 38 und 32, während das Untersegel aus 27er Skytex geschneidert ist. Zusammen mit zum Teil auch leichterem Rippenmaterial und dem Einsatz von Streifendiagonalen kommt die von mir getestete Größe 25 auf ein Gewicht von 4,35 kg. Das ergibt rund ein halbes Kilo Gewichtseinsparung gegenüber dem Vorgänger (Iota 2).

Technische Daten Iota DLS

Bei den weiteren technischen Daten hat sich auf den ersten Blick wenig geändert: 59 Zellen, ausgelegte Streckung 5,6, Abspannung als 3,5-Leiner mit BC-Steuerung. 

Schaut man etwas genauer hin, wird aber deutlich: Beim Iota DLS fallen die Flächen in allen Größen etwas kleiner aus als beim Iota 2, die Kappe ist zudem etwas gebogener. Hatte der Iota 2 noch C-Wires, finden sich beim DLS die stützenden Stäbchen packfreundlich nur noch in der Eintrittskante. Das 3D-Shaping ist dreifach statt zweifach ausgeführt.

Auf den ersten Blick auffällig ist das geänderte Leinenmaterial. Die Edelrid Pro Dry 8001 Leinen  des Iota DLS bestehen zwar weiterhin aus "nacktem" Aramid. Aber sie sind nun durchgefärbt und nach Ebenen farbcodiert, was für eine gute Übersichtlichkeit sorgt.


Starten:
Der Iota DLS füllt schnell über die gesamte Breite.
 
Schon die Vorgänger in der Iota-Serie waren gut kontrollierbare Starter. Der Iota DLS steht dem in nichts nach. Er gefällt mir in Details sogar noch etwas besser, sowohl beim Vorwärts- wie Rückwärtsstart. Die Kappe füllt spontan und schnell über die gesamte Spannweite, um dann weitgehend als Block aufzusteigen. 

Die Tendenz, dass die Außenflügel zuweilen etwas vorauseilen können, hat Advance dem DLS so gut wie ausgetrieben. 

Löblich ist der nun komplett durchgefärbte und farbcodierte Leinensatz. Die Edelrid Pro Dry fallen gut auseinander und bieten eine gute Übersicht. Man kann nur hoffen, dass künftig mehr Gleitschirmhersteller diesen Typus verwenden, wenn sie auf unummantelte Aramid-Leinen setzen. 

Gut erkennbare Stabiloleine

Vorbildlich hat Advance eine gute Erkennbarkeit der Stabilo-Leine erreicht. Diese hebt sich mit einem kontrastreichen orangenen Mantel am unteren Ende von den anderen Leinen ab.

Auch im Starkwind lässt sich der Iota DLS leicht kontrollieren. Der Tragegurt weist zwar eine BC-Steuerung auf. Aber die Verbindung vom C- zum B-Tragegurt setzt tief genug an, dass man damit immer noch einen reinen C-Stall durchführen kann, ohne die B-Ebene mitzuziehen. Das ist ein echtes Plus, wenn man mal bei sportlicheren Windstärken mit dem Schirm groundhandelt.

Einen Fortschritt gibt es bei den Magnethalterungen der Bremsgriffe. Ich finde zwar die mechanisch-magnetischen Snap-Locks, die mittlerweile bei immer mehr Herstellern Verbreitung finden, immer noch die bessere Lösung. Aber zumindest hat Advance beim Iota DLS größere Magnete verbaut, die nun ausreichend stark sind, damit einem nicht ständig die Bremsen zwischen die anderen Leinen fallen.

 
Landen: 
Problemlos. Wer von Low-B-Schirmen kommt, wird sich wegen der langen Ausgleitstrecke umgewöhnen müssen. Sehr schönes Flare-Verhalten.


Bremsen: 
Raffsystem der Bremse

Die Bremse greift über ein Raffsystem sehr gleichmäßig über die gesamte Hinterkante. Der Vorlauf liegt im üblichen Bereich von rund 10 cm. Danach folgt eine kurze Phase mit sehr geringem Bremsdruck (vermutlich bis die Raffbänder voll greifen). Bei weiterem Zug steigt der Druck merklich an und wird nach unten heraus richtig hoch. Ein versehentliches Überziehen sollte da nicht so schnell passieren. Zumal der im Normalflug nötige Steuerbereich nicht über die Karabinerhöhe hinaus reicht. 

Im normalen Steuerbereich bleiben die Bremskräfte in einem angenehm spürbaren Bereich. Der Schirm reagiert auf alle Bremsausschläge präzise und ohne Verzögerung, ähnlich wie beim Flow Freedom 2. Die linear ausgewogene Bremsanlenkung ist eine der herausragenden Eigenschaften des Flügels!

Anmerkung: Bei meinem Tester waren Bremsgriffe der Größe M verbaut. Diese empfand ich (Handschuhgröße 10) als etwas knapp bemessen. Advance bietet Griffe auch in Größe L. Wer größere Hände hat, sollte das im Hinterkopf behalten. 


Kappenfeedback: 
Dreifaches 3D-Shaping

So wie der Schirm schon beim Start als Block agiert, so verhält er sich auch in der Luft. Die Kappe ist sehr homogen abgespannt und stabil, arbeitet kaum in sich selbst, wirkt aber dennoch nicht wie ein hartes "Brett". Die Dämpfung ist gut abgestimmt und lässt einen entspannt durch die Lüfte cruisen. Als Pilot erhält man ausreichende Rückmeldungen, vor allem über die Tragegurte, in Teilen auch über die Bremsen. 

Das Profil neigt im Normalflug auffällig wenig zum Vor- und Zurücknicken (Pitchen), was sicher einen Teil der als vergleichsweise  hoch erlebten Dämpfung ausmacht. Beim Einflug in kräftigere Aufwinde entwickelt der Schirm dennoch einen gut spürbaren Zug nach vorn. 

In soften Bedingungen gibt es allerdings andere Schirme wie z.B. ein Gin Explorer 2, ein Niviuk Ikuma 2 oder der UP Summit X, die ein noch feineres Lesen der Lüfte ermöglichen, dafür aber auch ein Quäntchen hibbeliger sind. 


Kurvenflug: 
In diesem Punkt hat mich der Iota DLS am meisten überrascht, im positiven Sinn. Bei meinen Tests des Iota 1 und des Xi hatte ich noch eine gewisse Schräglagensperre dieser Modelle angemerkt. Diese Schirme fielen immer gerne in eine Flachdrehlage zurück und ließen sich nur mit etwas Nachdruck dazu überreden, auch mal steiler und enger zu drehen. Das schnelle Nachziehen war nicht so deren Ding.

Der Iota DLS zeigt dagegen ein völlig ausgewogenes Kurvenverhalten in allen Schräglagen und Kurvenradien. Hier kommt ihm vermutlich der etwas ausgeprägtere Bogen der Kappe zugute.

Den Iota DLS würde ich nicht mehr als Flachdreher bezeichnen, sondern als guten und effizienten Carver. Er lässt sich bei Bedarf auch wunderbar eng drehen und auf den Stabilo stellen. Vor allem aber setzt er Steuerimpulse in den Kurven sehr willig und exakt um. Dabei kann er von der Steuertechnik her sehr variabel geflogen werden. Viel oder wenig Gewichtsverlagerung, mehr über die Innen-, mehr über die Außenbremse... Der Schirm macht alle Varianten gut mit und dürfte deshalb selbst mit unterschiedlichen Gurtzeugen gut funktionieren. 


Thermikeigenschaften: 
Das ausgewogene Kurvenverhalten macht das Thermikfliegen mit dem Iota DLS zum Genuss. Der Schirm ist mit seiner vergleichsweise kleinen Fläche vordergründig nicht der überragende Kletterer. Allerdings macht er mögliche Einbußen durch seine Konstanz beim Kreisen mehr als wett. 

In der Thermik

Dank der exakten Steuerung lässt sich die Kappe sehr sauber und verzögerungsfrei in die Bärte stellen, mit wenig Bremsausschlag auf konstanter Kreisbahn halten und bei Bedarf leicht nachzentrieren. Das erleichtert es, sogar schwierige, verschwurbelte Schläuche zu packen. In puncto Thermikhandling gehört der Iota DLS meinem Empfinden nach derzeit zu den Top-Schirmen im High-B-Sektor.  

Dazu trägt auch das nur wenig ausgeprägte Pitchverhalten des Profils bei, sowohl beim Einflug als auch beim Herausfallen aus einem Bart. Als Pilot kann man seine Kapazitäten da für Sinnvolleres einsetzen, als angestrengt den Schirm über sich halten zu müssen. Bei kräftigeren Aufwinden kann der Iota DLS zwar spürbar nach vorne ziehen, sorgt aber auch da für keine Erschreckmomente. 

Was mich etwas gewundert hat (vielleicht war das allerdings den etwas hackigen Thermiken an mehreren Testtagen geschuldet): Ich hatte fast nie das Gefühl, mit ganz ruhiger, quasi fixierter Hand in den Aufwinden kreisen zu können. Vielmehr verleitete mich der Schirm mit leichten Ausschlägen auf der Rollachse zu häufigeren, sehr feinen Korrekturen auf der Innenbremse – und zwar mehr als ich es üblicherweise tue. So empfand ich das längere Kurbeln mit dem Iota DLS manchmal als etwas ermüdend. Ich habe häufiger als sonst in einem Aufwind die Drehrichtung gewechselt.  


Beschleuniger: 
Auch hier hinterlässt der Iota DLS einen guten Eindruck. 13-14 km/h über Trimmgeschwindigkeit habe ich im Fullspeed erflogen. Der Beschleuniger ist dabei angenehm zu treten. 

Tragegurt mit BC-Steuerung

Die BC-Steuerung habe ich als mittelhart, aber noch gut brauchbar empfunden. Am Tragegurt sitzt dafür kein extra Griff, sondern die Verbindung von C- zu B-Ebene ist als gepolstertes Band ausgelegt, in das man von oben seine Hand hineinlegen kann. Eine ähnliche Lösung ist beim Skywalk Chili 5 oder dem Flow Freedom 2 zu finden. Sie erlaubt eine angenehme und strömungsgünstige Handposition.

Die Gleitleistung des Iota DLS ist auch vollbeschleunigt im Klassenvergleich hervorragend. Gestört hat mich dann allerdings eine gewisse Rollneigung der Kappe. Diese wird sicher stark vom verwendeten Gurtzeug beeinflusst. Bei meinem Setup jedenfalls hatte ich bei Fullspeed immer wieder mit leichtem Aufschaukeln zu kämpfen, was letztendlich auch leistungsmindernd ist. Bei Halbgas trat das Phänomen nicht auf. 

 
Ohren anlegen:
Die Ohren lassen sich über die getrennten A-Gurte gut einholen und erfordern nur geringe Haltekräfte. Die Sinkwerte sind durchschnittlich. Die Öffnung erfolgt etwas verzögert und kann mit Bremsimpulsen unterstützt werden. Bei mir neigten die Ohren leider dazu, etwas störend zu schlagen. Ich habe verschiedene Techniken (Griff- und Einholweisen) probiert, konnte aber keine konsistente Lösung finden. Interessanterweise haben mir andere Piloten des Iota DLS berichtet, dass bei ihnen die Ohren ruhig bleiben. Vielleicht ist das auch hier wieder eine Frage des Gurtzeugs und der Einstellung. Es ist auf jeden Fall ein Punkt, den man bei einem Testflug abchecken sollte. 


Steilspirale: 
Bei diesem Manöver bekommt man als Pilot am meisten das Gefühl, tatsächlich einen "High"-B-Schirm zu fliegen. So direkt, wie sich Kurven einleiten lassen, so flott lässt sich der Iota DLS auch weiter in die Spirale ziehen. Dabei entwickeln sich schnell hohe G-Kräfte. Die Spiral-Ausleitung sollte man exakt und kontrolliert fliegen können. Der Schirm dreht gerne etwas länger nach. Das ist auch im Handbuch so beschrieben. Wer noch wenig Erfahrung mit dem Erfliegen von Steilspiralen hat, sollte sich mit dem Iota DLS nur sachte an höhere Sinkwerte herantasten. 


Nicken: 
Im Normalflug ist das Profil stark nickgedämpft. Der Schirm lässt sich über rhythmische Bremsinputs dennoch ordentlich aufschaukeln. 


Rollen: 
Der Iota DLS reagiert sehr gut auf Gewichtsverlagerung. Er ist rollfreudiger als seine Vorgänger. Gepaart mit Bremseinsatz kann man mit dem Schirm schnell hohe Wingover fliegen. 


Packen:
Leichtes Skytex 27 am
Untersegel 

Problemlos. Die relativ kurzen Stäbchen in der Front erlauben eine geviertelte Faltung. Zusammen mit dem von Advance gelieferten Kompressions-Innenpacksack ergibt sich ein angenehm kleines Packmaß für einen semi-light Schirm. Echte Leichtschirme der Klasse wie Explorer 2 oder Maestro 2 light sind am Ende natürlich noch etwas kompakter. 


Qualität: 
Da gibt es bei Advance eigentlich nie etwas zu klagen. Selbst bei Details wie den farbcodierten Leinen und der gut erkennbaren Stabilo-Leine liefert Advance beim Iota DLS gute Beispiele, die ich gerne auch bei anderen Herstellern sehen würde. Die Materialwahl des DLS-Konzepts ist durchdacht und ausgewogen.


Fazit: 
Der Advance Iota DLS ist ein gelungener High-B-Schirm, der seine Vorgänger in allen Belangen übertrifft. Seine lineare Bremscharakteristik, das ausgewogene, direkte Kurvenhandling und die hohe Pitchdämpfung ermöglichen eine exakte und zugleich entspannte Steuerung. Mit seinem guten Startverhalten und dem ausgewogenen, Vertrauen weckenden Charakter gehört er zu den zugänglicheren Modellen in diesem Klassensegment. Dennoch darf man sich dadurch nicht einlullen lassen, wie sich z.B. im etwas bissigeren Verhalten in Steilspiralen zeigt. Vom Typus her ist der Schirm ein echter Allrounder, der beim XC in den Bergen wie im Flachland eine gute Figur macht. Als Semi-Leichtgewicht mit ansprechendem Packmaß kann man ihn auch zum Hike&Fly hernehmen, ohne größere Abstriche bei der Haltbarkeit machen zu müssen.



Einen Advance Iota DLS gewinnen...

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